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Generation Depression?

Zahl der psychisch erkrankten Jugendlichen steigt

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen besorgniserregenden Trend auf: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die aufgrund psychischer Erkrankungen stationär in Krankenhäusern aufgenommen werden, steigt seit Jahren – und ist seit 2021 der häufigste Behandlungsgrund unter den 10- bis 17-jährigen.


(ps) Zunahme psychischer Behandlungen

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist die Zahl der Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren, die stationär wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelt werden, 2021 auf knapp 81.000 gestiegen. Dies entspricht 19 Prozent der stationären Krankenhauspatient*innen dieser Altersgruppe – und stellt nun die größte Gruppe. Unter Erwachsenen liegt die Behandlungsquote für psychische Erkrankungen dagegen bei nur 6 Prozent. Der bisherige Hauptgrund, die Kategorie Verletzungen und Vergiftungen, der sich seit Jahren auf Platz 1 hielt, stellt zwar auch noch 19 Prozent, in absoluten Zahlen aber knapp 400 Patienten weniger.

Der Zeitpunkt der Zunahme könnte nahelegen, dass die Corona-Pandemie hier ein Rolle spielt. Doch diese Entwicklung hat sich bereits vor Corona angebahnt. Wie Destatis mitteilt, lag der Anteil der psychisch Erkrankten 2011 noch bei 13 Prozent – jener der Verletzten bei 20 Prozent – und ist seither stetig gestiegen. Analog verhält es sich auch, wenn man speziell die älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Blick nimmt, die Altersgruppe der 15- bis 24-jährigen: 2020 haben psychische Erkrankungen mit 17,7 Prozent den Hauptgrund für stationäre Behandlungen gebildet, 2005 lagen sie mit 12,4 Prozent auf dem dritten Platz.

Auch die nicht-stationären Behandlungen in der Psychotherapie nehmen zu und haben bereits vor Corona zugenommen. Wie der Barmer Arztreport 2021 mitteilte, wurden 2019 rund 823.000 Fälle von Kindern und Jugendlichen in psychotherapeutischer Behandlung registriert. Dies sei mehr als eine Verdopplung binnen elf Jahren. Für 382.000 der Patient*innen kann die Barmer die Diagnosen auswerten – hier sind „‘Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen’ (23,0 Prozent), dicht gefolgt von Depressionen (18,4 Prozent) und Angststörungen (14,0 Prozent)“ die drei häufigsten Ursachen.

Depressionen und Alkoholmissbrauch

Die Hauptursache für eine Behandlung psychischer Erkrankungen ist bei den Zahlen von Destatis die Depression. Von den knapp 81.000 stationären Patient*innen der Altersgruppe 10 bis 17 Jahre „waren gut 21.900 [...] wegen sogenannter depressiver Episoden stationär in Behandlung.“ Die zweitgrößte Gruppe stellen die Behandlungen infolge von Alkoholmissbrauch dar, etwa wegen „Abhängigkeits- oder Entzugssyndromen“. Hier gab es 9.300 Behandlungsfälle. Auch in der Gruppe der 15- bis 24-jährigen sind Depressionen die häufigste Diagnose, gefolgt von Alkoholmissbrauch. An dritter Stelle kommen hier wieder Depressionen, genauer: „wiederkehrende depressive Störungen“.

Schulische Bezugspersonen wichtig

Die verschiedenen Ursachen der Depressionen oder auch der Gründe für Alkoholmissbrauch werden von Destatis nicht aufgeschlüsselt und sind statistisch auch nur schwer faßbar. Neben genetischen Faktoren zählen zu den häufigsten Auslösern Probleme in bzw. mit den Familien- und Lebensumständen. Der Berufsverband Deutscher Psycholog*innen hat bereits vor einigen Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass auch Faktoren wie der Klimawandel und die Zerstörung der Biosphäre gerade unter Jugendlichen ein großer Auslöser für Ängste und Depressionen sind.

Angesichts der vielfältigen Ursachen kann also im Prinzip jede*r betroffen sein. Umso wichtiger ist es, dass die „Bezugspersonen von Kindern wie etwa Lehrerinnen und Lehrer wachsam bleiben“, wie die Barmer es formuliert. Ein Indiz könne sein, dass die Schüler*innen Konzentrationsprobleme bekommen. Auch ein „starker Leistungsabfall in der Schule ist ebenfalls ernst zu nehmen.“ Daneben können eine Reihe weiterer Verhaltensänderungen auf psychische Probleme hinweisen, wie Trauer und Rückzug, Aggressionen oder Hyperaktivität. Hier gibt es inzwischen eine Reihe von Materialien und Fortbildungsangeboten, die Lehrkräften beim Erkennen von und dem Umgang mit depressiven Schüler*innen helfen können.

Weitere Informationen:

https://www.schulleiter.de/schulorganisation/foerderung/depressive-schueler-helfen-sie-mit-einem-notfallplan/

https://ifightdepression.com/de/fuer-multiplikatoren/lehrer/was-kann-man-als-lehrer-tun

https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/wie-kann-ich-als-lehrerin-ein-depressives-kind-unterstuetzen/

 


Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N042_231.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2022/PD22_32_p002.html

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/psychische-erkrankungen/psychisch-erkrankte-kinder-und-jugendliche-1062994

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/depression-internationale-studie-bringt-licht-in-die-ursachen-der-lebensfinsternis-8288.php

https://www.presseportal.de/pm/115161/5031810

 

 

17.07.2023

 

 

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