(ps) Die Einschulung und das beginnende Schulleben gehören zu den prägenden Grunderfahrungen praktisch aller Kinder in Deutschland. Und diese Erfahrung macht seit einigen Jahren wieder eine merklich wachsende Zahl an Kindern. Nach einer Phase relativen Stillstands in den 2010er-Jahren steigen die Einschulungszahlen seit 2020 wieder merklich an – allerdings auf vergleichsweise moderaterem Niveau.
Hauptursache: Zuwanderung
Mit dem Jahr 2020 wurde ein Anstieg von 2,6 Prozent verzeichnet, 2021 waren es 2,9 Prozent und der höchste Wert seit 14 Jahren. 2022 betrug der Anstieg, primär durch die Geflüchteten der Ukraine, sogar 5,2 Prozent und ergab den höchsten Wert seit 17 Jahren. Für das 2023 begonnene Schuljahr betrug der Zuwachs lediglich 2,1 Prozent, dennoch wurde damit der höchste Stand seit 20 Jahren verzeichnet. Auch hier führt das Statistische Bundesamt die Entwicklung hauptsächlich „auf die Zuwanderung ukrainischer Kinder infolge des Ukrainekriegs“ zurück, wenngleich es keine exakten Zahlen hierzu gibt.
In diesem Anstiegszeitraum ist zwar auch die Zahl der eingeschulten Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft gestiegen, mit Werten zwischen 1,3 und 2,1 Prozent. Der Großteil des Zuwachses wird jedoch bei Kindern ohne deutsche Staatsbürgerschaft verzeichnet. Hier wurde 2023 ein signifikanter Anstieg um 21,3 Prozent verzeichnet, und auch in den Jahren zuvor lagen die Werte zwischen 8,1 und 10 Prozent.
Größter Zuwachs in Baden-Württemberg
Im Ländervergleich findet sich 2023 der größte Zuwachs in Baden-Württemberg. Hier gab es einen Anstieg der Einschulungen im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent, gefolgt vom Saarland mit 6 Prozent und Bremen mit 5,6 Prozent. Dagegen waren die Einschulungsraten in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mit -0,6 Prozent und -0,7 Prozent sogar rückläufig.
Die Einschulungszuwächse folgen allerdings über die Jahre keinem klaren Trend. Im Vorjahr lag der Einschulungszuwachs in Baden-Württemberg bei lediglich 2,7 Prozent, damals lagen Niedersachsen und Brandenburg mit jeweils über 8 Prozent vorne und im Jahr davor führte Bremen.
Schulversorgung problematisch
Dieser Anstieg stellt die Kultusministerien der Länder vor große Herausforderungen. Zwar gibt es noch annähernd eine viertel Million Grundschullehrer*innen, doch ist auch dieser Beruf von dem allgemeinen Fachkräftemangel geplagt. Der Nachwuchs kann den Bedarf und die Verrentungen der Boomer-Generation nicht mehr auffangen. Die Bertelsmann-Stiftung hat bereits vor einigen Jahren einen Lehrermangel vorausgesagt, und etwa in Niedersachsen hat dieses Problem an einer ersten Schule schon zur Einführung der 4-Tage-Woche aus Lehrermangel geführt. Auch künftig geht die Bundesagentur für Arbeit davon aus, dass „vor allem an Grundschulen“ eine „deutlich höhere Zahl an Lehrkräften benötigt“ werde.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/11/PD23_435_211.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/11/PD22_473_211.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_N066_211.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/11/PD20_446_211.html
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162263/umfrage/anzahl-der-lehrkraefte-nach-schularten/
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Berufe/AkademikerInnen/Berufsgruppen/Generische-Publikationen/2-8-Lehrkraefte.pdf?__blob=publicationFile&v=3
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/klassenzimmer/lehrermangel-grundschule-in-niedersachsen-fuehrt-vier-tage-woche-ein-18677390.html
22.11.2023