Wissenschaft und Politik

Zum Internationalen Tag der Pflegenden

Wer war eigentlich Florence Nightingale?

Seit 1965 wird der Internationale Tag der Pflegenden am 12. Mai begangen. Weniger bekannt als der Tag selbst ist der Grund für genau dieses Datum: es ist der Geburtstag von Florence Nightingale, der Wegbereiterin des modernen Pflegewesens, die am 12. Mai im Jahre 1820 geboren wurde.

 

„Were there none who were discontented with what they have, the world would never reach anything better.“ – Florence Nightingale

„Gäbe es niemanden, der unzufrieden wäre mit dem, was er hat, würde die Welt niemals besser werden.“


(ps) In Deutschland kaum bekannt, zählt Florence Nightingale vor allem in Großbritannien, aber auch in den USA zu den berühmtesten und einflußreichsten Frauen des 19. Jahrhunderts. Es ist ihr Verdienst, den Grundstein für die moderne Krankenpflege gelegt und erstmals hochwertige Ausbildungsstätten für Krankenschwestern (damals alles Frauen) geschaffen zu haben. Im englischen Sprachraum ist sie überall bekannt als die „Lady with the lamp“ (dt. „Die Dame mit der Lampe“), ein Name, den sie für ihren unermüdlichen Einsatz – eben auch nachts mit einer Lampe – für Verwundete an der Kriegsfront erhielt.

Doch der Reihe nach: geboren wird Florence in eine wohlhabende Familie, die sich seit mehreren Generationen durch ein liberales, man könnte sagen: fortschrittliches Denken auszeichnete. Schon Florences Großvater, der englische Politiker William Smith, setzte sich für die Rechte von Minderheiten und für die Abschaffung der Sklaverei ein. Ihr Vater William, der durch eine Erbschaft aus der Familie seiner Mutter zum Namen „Nightingale“ (dt. „Nachtigall“) kommt, ist ebenfalls fortschrittlich: obwohl Töchter in der damaligen Zeit hauptsächlich Ehefrau und Mutter sein sollten – und entsprechend auf nicht viel mehr vorbereitet wurden –, unterrichtet er seine zwei Töchter in einer Vielzahl unterschiedlicher Fächer, von Sprachen über Geschichte bis Philosophie.

Trotz dieser offenen Erziehung sind ihre Eltern und ihre Schwester zunächst gar nicht glücklich, als Florence den Weg in die Krankenpflege einschlagen wollte – damals keine Aufgabe für Frauen aus wohlhabendem Hause. Doch sie läßt sich nicht beirren und später, als ihr Erfolg einsetzt, wird ihre Schwester sogar ihre Managerin.

Zu den prägenden Stationen auf dem Weg zur Pflegereformerin gehört ein Besuch in Deutschland: Im Jahr 1850 reiste Florence nach Kaiserswerth (heute zu Düsseldorf) und besucht dort den Pastor Theodor Fliedner, der sich für die Bildung von Kindern und die Verbesserung der Lage an Krankenhäusern einsetzte. Damals gab es auch in Deutschland keine Krankenpflege im modernen Sinne – in Kaiserswerth gründete Fliedner eine Bildungseinrichtung für Pflegerinnen, die damals ein absolutes Novum war. So hatte die erste Pflegeschule Deutschlands an der Charité in Berlin erst wenige Jahre zuvor ihren Regelbetrieb aufgenommen. Florence erhält eine viermonatige Ausbildung in Kaiserswerth und veröffentlicht über diese Institution ihre erste Publikation. Sie selbst sieht ihre Erfahrungen am Rhein als einen Wendepunkt in ihrer Biographie.

Eine weitere zentrale Station in ihrem Leben ist der Krimkrieg von 1853 bis 1856. Nach Berichten über die katastrophale Lage der Verwundeten an der Front meldete sich Florence freiwillig zusammen mit einer Gruppe weiterer Krankenschwestern und einiger Nonnen. Dort angekommen setzt sie sich intensiv für die Verbesserung der Lage ein und kann die britische Regierung erfolgreich überzeugen, in die Versorgung der Verwundeten zu investieren. Unter ihrer Leitung sinkt die Todesrate von 42 auf 2 Prozent. Hier liegt auch der Ursprung der „Lady with the lamp“.

Den Ruhm, den sie sich im Krimkrieg erarbeitet, kann Florence geschickt nutzen, um ihren Traum einer geregelten Ausbildung für Pflegende zu realisieren: bei einer Veranstaltung 1855 zu Ehren ihrer Leistungen im Krieg gründet sie den „Nightingale Fund“, der Dank der Gunst der historischen Stunde mit Spenden überhäuft wird. Mit diesen Geldern kann Florence im Jahre 1860 ihre erste Pflegeschule eröffnen, die „Nightingale Training School“ am St. Thomas Hospital in London. Diese Schule besteht, wenngleich mit komplizierterem Namen (Florence Nightingale Faculty of Nursing, Midwifery & Palliative Care) bis zum heutigen Tage. Ihre Aktivitäten bleiben übrigens auch bei Queen Victoria nicht unbemerkt: so war es der Wunsch der Königin, Florence zu treffen – was 1856 erstmals geschah und zu einem jahrzehntelangen Kontakt führte.

Im Jahr 1877 lernt dann Linda Richards, bekannt als „Amerikas erste ausgebildete Krankenschwester“, in einem siebenmonatigen Intensivkurs bei Florence. Zurück in den USA ist Linda erfolgreich darin, auch dort Ausbildungsstätten für Pflegekräfte einzuführen. Noch heute, seit 1893, schwören Pflegekräfte in den USA zum Abschluß ihrer Ausbildung den „Nightingale Pledge“, eine modifizierte Version des Hippokratischen Eids der Ärzt*innen.

Nach dem Krimkrieg ist Florence sozusagen „eine gemachte Frau“ und kann noch für Jahrzehnte ihre Arbeit fortsetzen und perfektionieren. Neben ihrer Arbeit für die Krankenpflege setzt sie sich auch für die öffentliche Gesundheit ein und kämpft beispielsweise für bessere Abwassersysteme. Sie publiziert, wird mit höchsten Orden ausgezeichnet und stirbt erst 1910 im hohen Alter von 90 Jahren.


Quellen:

British Red Cross: "The legacy of Florence Nightingale, the first professional nurse": www.redcross.org.uk/stories/health-and-social-care/health/how-florence-nightingale-influenced-the-red-cross

NGK: "The Life of Florence Nightingale": www.natgeokids.com/uk/discover/history/general-history/florence-nightingale/

Paracelsus Medizinische Universität: "Krankenpflege ist eine Kunst": weltjahr-der-pflege.pmu.ac.at/blog/beitrag/pionier-der-krankenpflege

Mental Floss: "15 Fascinating Facts About Florence Nightingale": www.mentalfloss.com/article/63892/15-heroic-facts-about-florence-nightingale

American Association for the History of Nursing: "Linda A. J. Richards" https://www.aahn.org/richards

 

12.05.2024

 

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