(ps) Die Universitätslandschaft in Deutschland ist noch immer eine Männerdomäne. Zwar gibt es vereinzelt Universitäten, die mit sehr guten Frauenanteilen unter der Professor*innenschaft glänzen können, teilweise gibt es auch Fortschritte bei den Neuberufungen, vorbildlich etwa in Berlin. Insgesamt jedoch bleibt der Frauenanteil mager: Selbst in Berlin, auf Platz 1, liegt der Frauenanteil 2021 lediglich bei 34,7 Prozent. Der deutsche Durchschnitt ist mit 27,3 Prozent sogar deutlich unter einem Drittel, Schlusslicht bilden Bayern und das Saarland mit einem Frauenanteil von nur 23,9 bzw. 23,2 Prozent. Allerdings stellen die Studienanfängerinnen deutschlandweit etwa 52 Prozent der Erstsemester und noch 46 Prozent der Promovierenden.
Bei den Habilitationszahlen, also quasi dem Professor*innen-Nachwuchs, zeigen die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes einen leichten Anstieg: 2022 haben 2 Prozent mehr Frauen eine Habilitation abgeschlossen als im Vorjahr. Dies reiht sich ein in einen Anstieg auf niedrigem Niveau. 2012 lag der Frauenanteil an den Habilitationen bei lediglich 27 Prozent, 2022 wurden 37 Prozent erreicht. Je nach Fächergruppe unterscheidet sich der Frauenanteil jedoch stark: Etwa in den Geisteswissenschaften lag die Quote bei 44 Prozent, in Mathematik/Naturwissenschaften bei nur 29 Prozent.
Insgesamt ist die Zahl der Habilitationen um 5 Prozent auf 1.535 zurückgegangen, die Zahl der Habilitationen von Männern ging um 9 Prozent zurück. Allerdings gab es im Vorjahr einen Höchststand und auch die Zahl der männlichen Habilitierenden stieg im Vorjahr vergleichsweise stark an. Die meisten Habilitationen wurden in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften abgeschlossen, hier wurden 57 Prozent aller Habilitationen geschrieben. Mit deutlichem Abstand auf Platz zwei liegen die Geisteswissenschaften mit 14 Prozent und die Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften mit 10 Prozent.
Innerhalb der Professor*innenschaft setzt sich die ungleiche Geschlechterverteilung weiter fort: Wie die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz Bonn (GWK) konstatiert, gelte: „Je höher die Besoldungsgruppe ist, desto niedriger ist der Anteil der Frauen.“ In der höchsten Besoldungsgruppe C4/W3 liegt der Frauenanteil bei lediglich 22 Prozent. Weiterhin seien „die Professorinnen (2020) überproportional häufig befristet (37,5 %) und in Teilzeit beschäftigt (38,0 %)“. Dabei betont die GWK, dass dies „nicht nur eine Frage der Chancengleichheit“ sei, „sondern auch des Kompetenzverlustes für die Forschung.“ Obwohl die Lage insgesamt besser wird, ist also noch viel zu tun.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_262_213.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_281_213.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2016/06/PD16_219_213.html
https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/chancen-gleichen-sich-nur-langsam-an-5139
13.07.2023