(ps) Das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie hat im Auftrag des Cornelsen Verlags die zweite Schulleitungsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorgestellt wurden. In qualitativen, persönlichen Interviews und mittels einer repräsentativen Online-Befragung hat das FiBS Schulleitungen in ganz Deutschland befragt. Zentrale Herausforderungen sehen diese in der Personalgewinnung, der Digitalisierung und der Aufarbeitung der Corona-Folgen.
Fachkräftemangel
Der allgemeine Fachkräftemangel macht sich auch an den Schulen bemerkbar. Personalgewinnung sehen die Schulleitungen mit 68 Prozent als die mit Abstand zentrale Herausforderung – „sowohl aktuell als auch in den kommenden fünf Jahren“. Ganze „94 Prozent der Schulleitungen sagen, dass sie mehr Personal bräuchten, um zentrale Themen der Schulentwicklung anzugehen.“ Hier findet ein Schulleiter klare Worte: „Das Thema Lehrkräftemangel ist ein generelles Problem. Man hat vor Jahren bereits verschlafen, diese Entwicklung zu sehen, dass bei steigenden Schülerzahlen einfach noch mehr Lehrkräfte benötigt werden.“
Tatsächlich zeigen die Projektionen, dass die Schülerzahlen bis in die 30er Jahre hinein um etwa eine Million ansteigen werden. Das wird zwar mittelfristig dazu führen, dass sich der in fast allen Berufsfeldern vorhandene Fachkräftemangel etwas abmildern wird, aber auch dazu, dass der Fachkräftemangel an den Schulen ohne weitere Maßnahmen immer drastischer wird. Bereits im Sommer 2022 warnte Prof. Kai Maaz im Zuge der Präsentation des nationalen Bildungsberichtes vor „Verteilungskämpfen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“, im Bericht selbst wird von „Personalnotstand“ gesprochen.
Digitalisierung
Ein weiteres zentrales Thema aus Sicht der Schulleitungen sei die Digitalisierung des Unterrichts, geben 44 Prozent an. 36 Prozent halten die digitale Ausstattung für zentral. Gerade bei der Förderung benachteiligter Schüler*innen könne die Digitalisierung hilfreich sein: So gebe es „Möglichkeiten der individuellen Lernstandserhebung und Förderung, etwa mittels computergestützter Diagnostik und Programme“. Dies halten 86 Prozent für ein gutes Mittel, um „individualisiertes Lernen“ zu fördern.
Neben der technischen Ausstattung der Schüler*innen bzw. der Schulen sehen die Schulleitungen bei dieser Frage mit überwältigender Mehrheit „Fort- und Weiterbildungen für die Umsetzung digitalisierter Lernformate für wichtig“ – ganze 99 Prozent. Für 84 Prozent der befragten Schulleitungen ist ferner das Thema „Digitalität“ im Unterricht wichtig. Hier gibt es noch Optimierungspotential: Etwa die Hälfte der Schulleitungen gab an, dass die Schüler*innen mit digitalen Mitteln kognitiv aktiviert werden könnten. Ebenfalls die Hälfte stimmte aber zu, dass „digitaler Unterricht für Schüler*innen und Lehrkräfte ermüdend sei.“
Schule der Zukunft
Nach ihren Visionen für die Zukunft befragt geben ganze 97 Prozent der Schulleiter*innen an, dass Schule „Aneignung von Lebenskompetenzen stärker fördern“ müsse. Gewissermaßen hat der alte Spruch „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernst Du“ nichts an Aktualität verloren. Auch Demokratieförderung und gelebte Teilhabe sehen die Schulleitungen als wichtige Aufgabe. Grundsätzlich stehen die Schulen im Zuge der Digitalisierung vor einer Reihe von Veränderungen, die sie gerne annehmen – eine Schulleiterin sagt: „Ganz wichtig ist es auch, mutig Strukturen zu verändern, Raum- und Zeitstrukturen. Was uns leitet ist die Frage: Was brauchen Kinder, damit sie gesund durch die Schule gehen und sich entwickeln können?
Die ganze Studie ist abrufbar unter: https://www.cornelsen.de/schulleitungsstudie
Quellen:
https://www.presseportal.de/pm/126312/5452747
https://www.youtube.com/watch?v=BxMsRDPhdRg
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/zahl-schueler-deutschland-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/lehrer-schule-lehrkraefte-mangel-100.html
https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2022
07.03.2023