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Kein Bock auf Arbeit?

Arbeitsmotivation der Deutschen sinkt

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"Wie herrlich ist es, nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhn" – ein Zitat des Graphikers Heinrich Zille, das man inzwischen auf mancher Postkarte finden kann. Ein Zitat, das sich außerdem eine wachsende Zahl von Menschen als Lebensmotto zu wünschen scheint – so legt es zumindest eine aktuelle "Berufe-Studie" des Meinungsforschungsinstituts YouGov für HDI nahe.

 

(ps) Viele Deutsche haben keine Lust mehr zu arbeiten – zumindest nicht so wie bisher. Und das mitten im größten Fachkräftemangel! Für das zweite Quartal 2022 wurden fast 2 Millionen offene Stellen gemeldet. Doch die Arbeitnehmer*innen wollen eigentlich lieber weniger arbeiten, und wenn es ginge, würden viele am liebsten gleich ganz auf die Arbeit verzichten. Zwar sind diese Wünsche nicht neu, jedoch zeigt sich ein bemerkenswerter Anstieg bei der Zustimmung. Für die "HDI Berufe-Studie 2022" wurden im Juni und Juli 2022 durch YouGov 3.891 erwerbstätige Bundesbürger*innen befragt und haben interessante Antworten gegeben.

Der Frage, ob sie ihren Beruf aufgeben würden, wenn sie es finanziell nicht mehr nötig hätten, stimmten 56 Prozent der Befragten zu. Im Jahr 2019 lag dieser Wert noch bei 41 Prozent. Dies spiegelt sich auch in anderen Aspekten wider: Der Aussage, dass ihnen ihr Beruf viel bedeuten würde, stimmten lediglich 58 Prozent der Befragten zu, bei den Befragten unter 25 Jahre nur 55 Prozent. Auch hier ein Rückgang: 2020 lagen die Werte noch bei 61 bzw. 58 Prozent.

Einer der Hauptgründe liege in der Corona-Pandemie und der erzwungenen arbeitsfreien Zeit. "Die Pandemie hat bei vielen Leuten schon zu einer Reflexion darüber geführt, womit sie eigentlich diesen großen Teil ihrer Zeit verbringen", so Philipp Staab, Professor für die Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Uni Berlin gegenüber DLF Nova. Dies zeigt sich auch in den veränderten Ansprüchen zur work-life-balance.

Neue Arbeitszeitmodelle gewünscht

Große Zustimmungen gibt es vor allem bei Modellen mit reduzierter Arbeitszeit: 4-Tage-Woche und Teilzeitarbeit. Annähernd jede*r Zweite, 48 Prozent, würde in Teilzeit wechseln, wenn es seitens des Arbeitgebers Angebote dazu gäbe. Bei den Befragten unter 40 Jahren sind es sogar 51 Prozent. Noch größere Zustimmung findet die 4-Tage-Woche: 76 Prozent der Befragten würde ihre Einführung begrüßen. Insbesondere bei Beschäftigten im Industriebereich ist die Zustimmung mit 86 Prozent groß. 

Ebenfalls mit der Corona-Pandemie signifikant verändert haben sich die Einstellungen zur Digitalisierung. Waren es vor der Pandemie 2019 noch lediglich 44 Prozent, die "den digitalen Wandel unterm Strich" für ihre Arbeit als "sehr" oder "eher hilfreich" wahrgenommen haben, liegt dieser Wert 2022 bei 60 Prozent – ein Anstieg um fast ein Drittel. Auch die Angst, durch die Digitalisierung den Job zu verlieren, ist gesunken: von 60 Prozent auf 53 Prozent. 

Mobiles Arbeiten wird populärer

Besonders in der Gruppe unter 40 Jahren nimmt gleichzeitig Zustimmung und Interesse am "mobilen Arbeiten" zu. Dies unterscheidet sich bspw. vom Homeoffice dadurch, dass kein spezieller Arbeitsort festgelegt ist und als Arbeitsmittel in der Regel der Laptop und eine Internetverbindung ausreichen. 48 Prozent dieser Gruppe sehen Qualitätsverbesserungen der Arbeitsergebnisse durch mobiles Arbeiten, bei den Berufstätigen ab 40 Jahren sind es lediglich 33 Prozent. 

Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland, sieht darin einen allgemeinen Trend: "Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf. Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten", sagt er über die Ergebnisse der Berufe-Studie. "Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab. Die Corona-Erfahrungen haben diese Einstellungen offenbar stark befördert."

Dieser Trend ist inzwischen auch in der Arbeitswelt angekommen: Viele große Unternehmen bieten bereits Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten, auch aus dem Ausland – meist zwischen 10 und 60 Tagen im Jahr. Auch flexibles Arbeiten im Homeoffice bzw. hybride Arbeitsmodelle werden stärker nachgefragt und von immer mehr Firmen auch angeboten. Und die Bemühungen tragen offenbar Früchte: Einer Studie des VDI zufolge möchte etwa die Hälfte der Arbeitnehmer*innen unter 39 Jahren ihrem Arbeitgeber treu bleiben – das sind 11 Prozent mehr, als im Vorjahr. 

Quellen:

https://www.berufe-studie.de/2022_01-kernergebnisse.html 

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/berufe-studie-deutsche-haben-weniger-lust-auf-arbeit 

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/arbeitsmarkt-deutschland-1-9-millionen-offene-stellen-trotz-angst-vor-dem-absturz/28592008.html 

 

05.10.2022

 

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