Onlinekurse und Materialien für Lehrkräfte
Desinformation und Hassrede als Unterrichtsthema
(ps) Nicht erst seit Donald Trump sind Fake News, Desinformation und Hassrede ein Problem. Immer häufiger wird das Internet auf breiter Front von verschiedensten Gruppen dazu genutzt, um mithilfe gezielter Falschinformationen Hass zu säen und Stimmung für unterschiedlichste Ziele zu machen. Über die sozialen Medien sind dem auch die Jugendlichen kontinuierlich ausgesetzt. Inzwischen gibt es aber gute Onlinekurse, Unterrichtseinheiten und -materialien für Lehrkräfte.
Kaum jemand könnte noch darauf verzichten, aber wenn man ehrlich ist, ist es auch eine Katastrophe: das Internet. Was als heitere Utopie vernetzter Menschen begann, die über das Internet Zeitung lesen, Kochrezepte austauschen und mit Freunden in aller Welt in Kontakt bleiben, entwickelt sich mehr und mehr zum Ersatzschlachtfeld unserer realen Kämpfe. In Zeiten von Bots und mühelos herstellbaren Deep Fakes ist digitale Stimmungsmache und die Verbreitung von Desinformation so einfach wie nie zuvor. Kein Flugblatt muss gedruckt werden, kein Flyer verteilt, keine Demo besucht, kein Graffiti gesprüht werden. Es braucht nur einen Internetzugang, einen Computer, ein paar Apps und etwas technisches Verständnis und schon können Falschinformationen beliebiger Art hergestellt und millionenfach über die sozialen Medien verbreitet werden.
Dabei ist letztlich der Fortschritt der Technik das Problem: Die Qualität der Falschinformationen kann inzwischen ein solches Niveau erreichen, dass selbst Expert*innen Schwierigkeiten haben, Wirklichkeit und Fälschung auseinanderzuhalten. Groß angelegte Desinformationskampagnen gehören heute zum Internetalltag, in Kriegszeiten mehr denn je. Erst vor einigen Wochen warf ein geleaktes US-Dokument Licht auf den immensen Umfang der russischen digitalen Desinformationskampagnen; vor einigen Monaten bereits berichtete die Bundeszentrale für Politische Bildung über die pro-russischen Social-Media-Kampagnen in Indien.
Doch nicht nur die Verbreitung von Propaganda und Desinformation ist ein Problem. Nicht selten gibt es hier eine Verbindung zur Hassrede, auch Hate Speech genannt. Angefangen bei Hasskommentaren im Internet über Mobbing bis hin zur Verbreitung emotional explosiver Falschinformationen, die dann meist Vorurteile und Hass gegen eine spezifische Gruppe schüren sollen, etwa Flüchtlinge, Juden, Ausländer usf. Auch Frauenverachtung gewinnt vor allem unter jüngeren Männern wieder an Popularität, wie Andrew Tate und seine Fans beweisen. Hass im Internet hat solche Dimensionen erreicht, dass inzwischen regelmäßig Justiz und BKA tätig sind. Die Hälfte aller (zur Anzeige kommenden) Hasskriminalitätsdelikte werden heute im Internet begangen.
Dieser digitalen sozialen Welt ist auch die Jugend mehr oder weniger ungefiltert ausgesetzt – und macht auch mit. Cybermobbing an Schulen ist seit Jahren Thema, und immer wieder berichten die Zeitungen von Fällen, in denen Gewaltvideos, Pornos und Schlimmeres teils noch von Kindern auf den Smartphones angesehen und ausgetauscht werden. Offenbar gilt in der digitalen Welt nicht automatisch der gleiche soziale Regelsatz, der in der realen, „analogen“ Welt gilt. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es noch offen zu sein, ob langfristig das digitale Sozialverhalten in das analoge hineinwirkt, oder ob das analoge Verhalten langfristig doch das digitale zivilisiert. Außer Frage steht jedoch, dass die digitale Welt und ihre Phänomene ein so lebensbestimmendes Thema geworden sind, dass es einer pädagogischen Bearbeitung im Unterricht bedarf.
Jüngst hat das „weitklick“-Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung neue Kurse und Materialien veröffentlicht. „Der Lernort Schule ist zentral, um für die Themen Desinformation und Hate Speech zu sensibilisieren - Lehrkräfte haben hier eine wichtige Schlüsselrolle. Weitklick unterstützt Lehrende deshalb auf vielfältige Weise dabei, den Umgang mit Hass und Falschinformationen im Netz in den Unterricht zu integrieren“, so Armin Himmelrath, weitklick-Beiratsvorsitzender und Bildungsredakteur beim SPIEGEL. Das von der gemeinnützigen FSM Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter getragene weitklick-Netzwerk bietet hierzu nun den kostenfreien Kurs „Desinformation und Hate Speech“ nebst Materialien online an. Ein umfangreiches Angebot zum Thema im Unterricht bietet u.a. auch die Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, DigiBitS oder die Amadeu Antonio-Stiftung.
Onlinekurse und Materialien:
DigiBitS: https://www.digibits.de/schule-gegen-hate-speech/
lpb BW: https://www.elearning-politik.de/mitherzgegenhatespeech
Amadeu Antonio-Stiftung: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/firewall/
Weitklick: https://www.weitklick.de/kurse
Quellen:
https://www.presseportal.de/pm/66501/5514417
https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/digitale-desinformation/
https://www.lpb-bw.de/hatespeech
https://www.bka.de/DE/Presse/Listenseite_Pressemitteilungen/2022/Presse2022/221130_Hasspostings.html
https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/cybermobbing-20-prozent-jugendliche-betroffen-100.html
24.05.2023