(ps) Freiwilliges Engagement ist immer eine gute Idee – der Horizont weitet sich, man lernt dazu, der Charakter wird geschliffen, man sammelt neue Erfahrungen und trifft neue Menschen. Doch die Arbeit in der Pflege, dem sozusagen klassischen Bereich, liegt nicht allen. Je nach dem muß man zum Beispiel Blut sehen können, Kinderlärm aushalten, oder damit leben, dass liebgewonnene Patienten, gerade im Altenheim, eben auch sterben. Hier gibt es aber eine ganze Reihe von Alternativen, mit Schwerpunkten auf Denkmalpflege, Kultur, Pädagogik an der Schule, im Sportbereich, oder eben mit dem Thema Politik.
Einsatzbereiche
Das Themenfeld des FSJ Politik ist groß, wie die Zahl der verschiedenen Träger: es fängt an bei tatsächlich politiknaher Arbeit, etwa bei den Fraktionen im Landtag oder bei politischen Stiftungen, geht weiter über Gewerkschaften, verschiedene Bildungseinrichtungen wie Jugendzentren oder speziellen Vereinen, bis hin zu Museen oder Gedenkstätten.
Je nach Träger unterscheiden sich natürlich auch die Aufgaben – für eigentlich jeden Geschmack ist etwas dabei. Etwa politische Bildungsarbeit mit Jugendlichen steht auf dem Programm, Gedenkstätten- oder Museumspädagogik, aber auch Themen, die nicht auf den ersten Blick naheliegen: Veranstaltungsmanagement, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Arbeit in Redaktionen oder mit verschiedenen Medien.
Erfahrungen einer FSJ’lerin
Um genauer zu erfahren, was ein FSJ Politik konkret bedeutet, haben wir mit der FSJ’lerin Anna-Lena Heine gesprochen, die ihr FSJ in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel absolviert. Das Thema ist ernst, denn die JVA war zu Zeiten des Nationalsozialismus eine der größten norddeutschen Hinrichtungsstätten. Umso wichtiger ist die Arbeit, welche die Gedenkstätte, und damit auch Anna, dort leistet, um die Erinnerung an die vergangenen Gräueltaten zu bewahren und für die kommenden Generationen zu erhalten. „Wir sind die Generation, die dafür sorgen muss, dass die Demokratie auch in ein paar Jahrzehnten und hoffentlich für immer bestehen bleibt“, sagt sie im Interview mit dem „vocatium magazin“.
Ihre Aufgaben sind dabei vielfältig, was für sie deutlich für dieses FSJ Politik sprach: „Ein wichtiger Punkt war, dass das Aufgabenprofil zu meinen eigenen Wünschen und Erwartungen gepasst hat und es genau das war, was ich machen wollte: Öffentlichkeitsarbeit, Recherche, Biografien ausarbeiten, Unterstützung bei der Betreuung von Angehörigen und Besuchergruppen, insbesondere Schulklassen. Auch den Aspekt der historisch-politischen Bildung fand ich sehr interessant.“ Dabei hatte Anna sogar die Möglichkeit bekommen, sich zunächst überall umzusehen und sich dann den für sie interessantesten Bereich auszusuchen. „Guck dir erst mal alles an und entscheide dann, was du machen möchtest“, hieß es gleich zu Anfang.
„Mein Fokus liegt momentan auf der Öffentlichkeitsarbeit, vor allem auf der Veranstaltungsfotografie. Ich fotografiere privat sehr gerne und habe es daher übernommen, bei Veranstaltungen und Führungen dabei zu sein, an Workshops teilzunehmen und das Ganze szenisch einzufangen.“, so Anna. Aber auch in andere Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit ist sie eingebunden: Sie arbeite „an den Beiträgen für Social Media mit, bearbeite die Bilder dementsprechend, schreibe die Texte und so weiter. Und in den letzten Wochen habe ich auch schon mal Pressemitteilungen und Ankündigungen für die Zeitung geschrieben.“ Und noch vieles mehr.
Anna würde das FSJ auf jeden Fall wieder wählen: „Eigentlich wurden meine Erwartungen sogar übertroffen! Ich darf deutlich mehr machen, als ich mir vorgestellt habe.“ Und Tipps für interessierte Schüler*innen hat sie auch: „In Schlagworten ausgedrückt: Reflexion und Information! Also dass man reflektiert, was man eigentlich möchte: Wo sind die eigenen Stärken, die eigenen Schwächen, was sind die eigenen Wünsche, was ist die Motivation, überhaupt ein FSJ zu machen? Das finde ich sehr wichtig. Aber auch zu überdenken: Was brauche ich eigentlich für ein Aufgabenprofil, was möchte ich machen? Und dann genau zu vergleichen, was mir die Einsatzstelle vorgibt, was ich dort machen soll und auch, wie flexibel die Einsatzstelle ist.“ Und nicht zu vergessen: „noch ein Tipp: Besucht die Einsatzstelle vorher! Das ist eigentlich total simpel, aber man sollte es auf jeden Fall machen.“
Das ganze Interview findet ihr hier!
Weitere Informationen:
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und sich näher informieren möchte, kann das zum Beispiel auf der vom Bundesfamilienministerium geförderten Webseite der „Freiwilligendienste Kultur und Bildung“ machen: https://www.freiwilligendienste-kultur-bildung.de/
Hier kann auf der Seite https://www.freiwilligendienste-kultur-bildung.de/freiwilliger-werden/ nach der Angabe eines Geburtsdatums auch nach zahlreichen Trägern gesucht werden. Dafür muß unter dem Filter „Engagementort“ der Bereich „Politik“ ausgewählt werden.
09.02.2024