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EU-Initiative "klicksafe"

Maß und Mitte bei der Online-Nutzung

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Die Internetabhängigkeit oder Onlinesucht ist seit 2018 eine von der WHO anerkannte Krankheit, die so manchen Eltern die Schweißperlen auf die Stirn treibt, wenn sie da an ihre Kinder denken. Viel Zeit online zu verbringen macht aber noch keine Onlinesucht. Der diesjährige Safer Internet Day am 7. Februar klärte auf und widmete sich unter dem Motto #OnlineAmLimit der richtigen Balance zwischen dem Leben on- und offline.

 

(ps) Kinder, die so alt sind wie das erste iPhone, das erste moderne Smartphone, werden dieses Jahr sechzehn. Kinder, die ein Leben ohne Internet und Handy nie kennengelernt haben, sind inzwischen Erwachsene und Mitte-Ende zwanzig. Internet, Smartphone, Konsole oder PC sind heute allgegenwärtig und prägen den Alltag praktisch aller Menschen. Bei den zahllosen Möglichkeiten, welche diese Technologien bieten, überrascht es letztlich wenig, dass Kinder und Jugendliche diese Möglichkeiten auch ausgiebig nutzen. Viele Pädagog*innen, Eltern und zunehmend auch Suchtmediziner*innen beobachten allerdings mit Sorge, wieviel Zeit darin investiert wird.

Computerspiele sind heute (auch) ein Hobby

Wer viel Zeit online verbringt, ist aber nicht automatisch onlinesüchtig. Insbesondere mit den Computerspielen haben sich neue Hobbykulturen entwickelt, bspw. mit den e-sports, also dem wettkampfmäßigen Computerspielen. Immer mehr Sportvereine, sogar große Fußball-Erstligisten, haben heute e-sports-Abteilungen, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. National wie international gibt es zahlreiche Meisterschaften, die mitunter hoch dotiert sind. Viel Zeit am PC kann also auch Ausdruck ganz normaler Hobbybegeisterung sein, die online mit Freunden geteilt wird. Und warum auch nicht, immerhin ist Schach auch ein anerkannter Sport, bei dem man sich vermutlich noch weniger bewegt und definitiv weniger spricht. Und Studien haben gezeigt, dass auch Computerspiele eine Reihe komplexer Denkleistungen erfordern, die sich sogar positiv auf die Schulleistungen auswirken können – wenn auf das richtige Maß geachtet wird.

Soziale Medien besonders problematisch

Neben der schieren Zeit, die online verbracht wird, spielt auch eine Rolle, wie bzw. womit die Zeit online verbracht wird. Eine DAK-Studie von 2017 hat umfänglich aufgezeigt, dass übermäßige Onlinenutzung eine Reihe gesundheitlicher Probleme verursacht, wie beispielsweise Depressionen oder Schlafmangel. Vor allem problematisch seien hier die sozialen Medien, bei denen zusätzlich noch Probleme wie Mobbing auftreten können. Risikogruppen gibt es aber in allen Bereichen. Dies betont auch die Medienpädagogin Derya Lehmeier von der Landesanstalt für Medien NRW: "Was macht das eigentlich mit uns, wenn wir viel durch soziale Netzwerke scrollen, wenn wir ununterbrochen Nachrichten konsumieren oder wenn wir es einfach nicht schaffen, ein bestimmtes Spiel nicht zu spielen. Das gilt natürlich für Kinder und Jugendliche, aber das gilt auch für uns Erwachsene."  

Kritisches Verhalten erkennen

Den Erwachsenen kommt hier wie stets eine Vorbildrolle zu. Wenn die Eltern selbst ständig am Smartphone hängen, darf man sich nicht wundern, wenn die Kinder es ebenso halten. Ein erster Schritt könnten hier, so klicksafe, familiäre "gemeinsam Regeln für die Internetnutzung" sein, die "für alle verbindlich sind". Problematisch wird es dann, wenn die Kinder beginnen, "andere Lebensbereiche fürs Online-Gaming, Storys checken, Kommentieren und so weiter [zu] vernachlässig[en]." Dies zeige sich laut Lehmeier beispielsweise daran, dass sich das Kind "vermehrt zurückzieht" oder die schulischen Leistungen nachlassen. Laut DAK gehören auch vermehrte Streitsucht, Vernachlässigung der Freunde und heimliche Onlinenutzung zu den Anzeichen. Ebenfalls sollten sich Eltern die Frage stellen, "ob das Kind auch ein bestimmtes Spiel oder eine bestimmte App sehr viel nutzt, um eigentlich Probleme zu verdrängen", so Lehmeier.

Maßvoll reagieren

Stellen die Eltern fest, dass problematisches Verhalten vorliegt, sollte nicht direkt mit Verboten geantwortet werden. Es wird geraten, zunächst Verständnis dafür aufzubauen, was das Kind eigentlich die ganze Zeit online macht. Hier sei es "enorm wichtig, dass Eltern verstehen, welche Inhalte ihr Kind so sehr faszinieren." Lehmeier betont: "Das heißt, man kann das Kind fragen, die Lieblings-App einmal zeigen zu lassen, einmal erklären zu lassen. Denn wenn ich als Elternteil weiß, was mein Kind am Bildschirm macht, dann kann ich ja viel besser einschätzen, was dem Kind Spaß macht und welche Spiele oder Inhalte vielleicht für das Alter auch noch gar nicht geeignet sind, vielleicht auch, weil sie einen sehr hohen Suchtfaktor haben." Auch hier sollten gemeinsam Regeln entwickelt werden, die dann auch für die Eltern gelten, wie bspw. internetfreie Tageszeiten.

Grundsätzlich ist es darüber hinaus sinnvoll, den Kindern in einem solchen Fall auch sozusagen Ersatzleistungen anzubieten. Ist die Regelung z.B. "ab 20 Uhr kein Internet mehr", kann man gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen oder einen Film zusammen gucken. Sind am Wochenende tagsüber Zeiten gesperrt, kann man diese auch für Ausflüge nutzen, usw. Im Leben eines Kindes ist die Familie der zentrale Ort der Entwicklung und es ist auf sie angewiesen, wenn es vor Problemen steht, die größer als es selbst sind. Daher bringt es nichts, dem Kind einfach Dinge zu verbieten und  die Fronten zu verhärten. Hier sind alle Familienmitglieder gefragt. Viel hängt auch am Alltag, dessen eingeschlichene Gewohnheiten erstmal durchbrochen werden müssen.

Mit einer offenen Herangehensweise können die Eltern zugleich auch das Kind besser für sich gewinnen. "Ein Kind, das sich dann grundsätzlich auch wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt und den eigenen Eltern vertraut, wird sich eben auch an die Eltern wenden, wenn es sich unwohl fühlt oder wenn online irgendwas schief geht", so Lehmeier. Es sei nicht zielführend, "das Internet und die stetige Verfügbarkeit zu verteufeln". Mithin liegt die Zahl der tatsächlich Onlinesüchtigen 14- bis 24jährigen bei 2,4 Prozent, eine überschaubare Menge. Damit es aber weniger und nicht mehr werden, sei es wichtig, einen "bewussteren Umgang" damit zu fördern. Schließlich bedeutet die Entscheidung der WHO, Internetsucht als Krankheit zu klassifizieren, eben auch, dass das Internet ein Suchtmittel ist. 

Kostenfreies Informationsmaterial, Tipps für den Alltag und vieles mehr findet sich auf der Homepage von klicksafe: https://www.klicksafe.de/   


Quellen:

https://www.presseportal.de/pm/65117/5430897 

https://www.dak.de/dak/bundesthemen/onlinesucht-studie-2106298.html#/ 

https://www.sueddeutsche.de/bildung/studie-wer-online-spiele-zockt-hat-bessere-schulnoten-1.3113509 

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/o/online-sucht.html 

 

 

08.02.2023

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