(ps) Es ist den Menschen in der Schweiz selbst ein Rätsel, sogar Branchenexperten sind überfragt: In den letzten 20 Jahren ist der auch dort traditionell männerdominierte Beruf von Frauen sozusagen erobert worden. Die Geschlechterquote ist annähernd ausgeglichen, im Kanton Luzern sind sogar über 60 Prozent der Azubis weiblich. Und die Berufsbedingungen sind denen in Deutschland sehr ähnlich. Es gibt inzwischen Malerbetriebe mit ausschließlich weiblicher Belegschaft – und all das, obwohl man Frauen nicht speziell gefördert habe, wie es vom Malerunternehmerverband heißt. Während über die Gründe für diesen Wandel also nur gerätselt werden kann, zeigt das Beispiel trotzdem nachdrücklich, dass die Branche für alle Geschlechter gute Möglichkeiten bietet – auch in Deutschland.
In Ausbildung und Beruf zählt die Gestaltung und Behandlung von Oberflächen bei Innenräumen und Fassaden zum klassischen Kerngeschäft. Dabei gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Bearbeitung, unterschiedliche Maltechniken und vieles mehr. Ein Spezialgebiet sind Holzelemente, vom Türrahmen bis zum Zaun, die mit speziellen Farben, Lacken und Lasuren behandelt werden müssen. Im Zuge des Klimawandels spielt auch die Arbeit mit Dämmstoffen eine immer größere Rolle. Vielen vielleicht weniger bekannt ist, dass die Ausbildung auch Aspekte der Werbetechnik und Design vermittelt. Dabei geht es zentral um Gestaltung, Anfertigung und Umsetzung von Werbemitteln wie Schildern, Beschriftungen, Werbefolien für z.B. Autos und Lkws.
"Das Interesse am Handwerk ist das Wichtigste," sagt Lehrlingswart René Mahr. "Kreativität ist auch gern gesehen. Für die Kundenberatung sollte man außerdem ein gewisses Farbgefühl besitzen." Auch technisches Verständnis wird immer wichtiger, denn neben klassischer Handwerkskunst und -technik kommen auch modernste Geräte zum Einsatz, wie die Airless-Farbspritztechnik mit Pistole. Julien Wirkner, Gewinner des Bundesleistungswettbewerbes der Malerbranche 2021, freut sich besonders über die kreativen Aspekte der Arbeit. "Farbe und Gestaltung inspirieren mich," sagt das Mitglied des deutschen Maler-Nationalteams. Auch sein Teamkollege Enrico Lutat mag diesen Aspekt besonders gerne: "Mit kreativen Gestaltungstechniken verwandele ich Wände zu Unikaten," freut er sich.
Die im Regelfall dreijährige duale Ausbildung setzt keinen speziellen Schulabschluss voraus. Maler- und Lackierer*innen bieten sich nach der Ausbildung viele interessante Weiterbildungsmöglichkeiten. Dazu gehören natürlich der Meisterbrief sowie Spezialisierungen etwa auf Dämmung, Holzschutz oder Raumgestaltung oder auch Gutachtertätigkeiten, z.B. als Baugutachter*in. Ebenso gibt es technische und betriebswirtschaftliche Weiterbildungen. Die Malerausbildung eröffnet ferner den Einstieg in die Restaurierungsbranche oder die schon erwähnte Werbeindustrie. Aufgrund des branchenübergreifenden Fachkräftemangels werden Auszubildende überall gesucht – so steht der Karriere im Maler- und Lackierer*innenhandwerk nichts im Wege!
Weiterführende Informationen:https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/15530.pdf
Quellen:
https://www.handwerksblatt.de/bildung/weibliche-auszubildende-im-maler-und-lackiererhandwerk
https://www.modul-berlin.de/netzwerk-berufspraxis/interviews/interview-mit-lehrlingswart-rene-mahr/
https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/berufe-im-wandel-malerberuf-bei-frauen-hoch-im-kurs
https://www.caparol.de/nachwuchsfoerderung/maler-nationalteam/die-team-mitglieder-2015-2021