(ps) Die Shell Jugendstudien werden seit 1953 durchgeführt und gehören heute zu den großen Referenzwerken der Sozialforschung in Deutschland. Für die 19. Ausgabe wurden 2.509 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren im März 2024 zu ihrer Lebenssituation und ihren Einstellungen und Orientierungen persönlich befragt. Zudem wurden mit einigen Teilnehmer*innen noch vertiefende qualitative Interviews durchgeführt.
Was dabei auffällt: Bei den meisten Themen gibt es keine ganz klaren Tendenzen, oder zwar deutliche Tendenzen, aber auch ebenso deutliche Gegentendenzen. Wir werfen einen Blick auf die Zukunfts- und Karriereerwartungen der Jugendlichen.
Zukunftsangst? Jein
Wie bei den meisten Themen der Shell Jugendstudie ist auch die Frage nach dem Blick in die Zukunft gespalten. Hier gibt es zunächst einige Fragen, die ein klares ‚Ja‘ nahelegen. So geben ganze 81 Prozent der Befragten an, ihre größte Sorge sei vor einem Krieg in Europa (2019: 46 Prozent). Ebenfalls gestiegen ist auf Platz 2 der größten Sorgen die Angst vor Armut mit 67 Prozent (2019: 52 Prozent). Gleichauf sind ferner die Sorge vor Umweltverschmutzung mit 64 Prozent – 2019 sorgten sich hier noch 71 Prozent – und die Angst vor einer „wachsenden Feindseligkeit zwischen den Menschen“ mit ebenfalls 64 Prozent (2019: 56 Prozent). Dies sind alles durchaus existentielle Sorgen, die eigentlich einen negativen Blick auf die Zukunft erwarten lassen würden.
Auf der Gegenseite jedoch sehen die Jugendlichen ihre Zukunft dennoch positiv: so sei die „Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, keinen Ausbildungsplatz zu finden“ laut Studienautor*innen auf einem „historischen Tiefstand“. Mit 35 Prozent nennen lediglich ein gutes Drittel der Befragten diese Sorge. Ferner erwarte nur eine „kleine Minderheit […] Probleme im weiteren Bildungs und Ausbildungsverlauf.“ Über 90 Prozent der Befragten in Ausbildung erwarten, im Anschluß an die Ausbildung übernommen zu werden. Ebenfalls über 90 Prozent der Studierenden erwarten, binnen eines Jahres nach dem Studium eine „angemessene Arbeit“ zu finden. Insgesamt sehen die Jugendlichen ihrer beruflichen Zukunft also positiv entgegen. So seien 84 Prozent „zuversichtlich, ihre beruflichen Wünsche verwirklichen zu können“.
Damit stehen einer Reihe eher globaler Ängste einer Reihe von persönlich-biographischen positiven Erwartungen gegenüber. Von einer eindeutigen Zukunftsangst lässt sich hier also nicht sprechen.
Was wird vom Beruf erwartet?
Der positive Ausblick auf die eigene Berufslaufbahn ist natürlich auch mit einigen Vorstellungen und Erwartungen verknüpft. So seien sowohl das „Streben nach Sicherheit“ als auch der „materieller Nutzen“ von wachsender Bedeutung für die Jugendlichen. So sei ein sicherer Arbeitsplatz für ganze 91 Prozent der Jugendlichen wichtig oder sehr wichtig.
Berufliche Mobilität komme für etwa die Hälfte der Jugendlichen in Frage: 52 Prozent der Jugendlichen wünschen sich einen Arbeitsplatz, für den sie nicht umziehen müssen.
Ebenfalls sehr wichtig sei ein hohes Einkommen, hier stimmen 83 Prozent zu (2019: 76 Prozent). Mit 80 Prozent auf ähnliche Zustimmung treffen die beruflichen Aufstiegschancen. Zugleich seien die Jugendlichen auch bereit „zu hohem Einsatz“ – wenn es sich denn finanziell auch lohnt.
Geschlechtsunabhängig gebe es für die meisten Befragten zudem „nach einem erfüllenden Berufsleben, das unter anderem in einer hohen Anerkennung durch andere gesehen wird.“ Ein Viertel der Jugendlichen zeichnen sich zudem durch eine „idealistische“ Einstellung zu ihrem Beruf aus. Für sie sei Erfüllung im Beruf und der soziale Nutzen desselben von großer Bedeutung. Daneben gibt es auch die Durchstarter-Mentalität. Auch ihnen ist Erfüllung wichtig, sie erwarten jedoch zudem „gute Karriereperspektiven sowie entsprechende materielle Benefits“.
Quelle:
Shell: Shell Jugendstudie 2024, online: https://www.shell.de/ueber-uns/initiativen/shell-jugendstudie-2024.html
24.10.2024