(ps) Teilzeitarbeit wird als eines der Zukunftsmodelle unserer Arbeitswelt gehandelt. Nicht nur übernehmen Digitalisierung und KI immer mehr Arbeitsaufgaben, auch seitens der nachkommenden Generationen werden Rufe nach flexiblen Arbeitszeitmodellen im Zuge der populären Forderung nach work-life-Balance immer lauter. Einstweilen ist die Lebenswirklichkeit vieler Teilzeitarbeitenden jedoch von der Doppelbelastung Beruf und Haushalt/Familie geprägt. In der überwiegenden Mehrheit fällt diese Rolle auch heute noch den Frauen zu.
Teilzeitkräfte eher gesundheitlich belastet
Teilzeitbeschäftigte hätten eine „hohe gesundheitliche Belastung“, zeigt eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Bilendi im Auftrag von meinestadt.de. So hätten in der Umfrage unter 3.000 Fachkräften in Voll- und Teilzeit 54,1 Prozent der Vollzeitbeschäftigten ihren Gesundheitszustand mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertet, dagegen aber nur 44,6 Prozent der Teilzeitbeschäftigten. Dabei stelle die Arbeitssituation mit 38,5 Prozent den größten Faktor für die gesundheitliche Belastung dar. Bei der Arbeit seien „psychische Anstrengung (53,3 %), Termindruck und Zeitmangel (41,8 %) und Mehrarbeit/Überstunden (34,4 %)“ die größten Belastungsfaktoren. Fast zwei Drittel der Teilzeitkräfte geben weiterhin an, durch den Fachkräftemangel Überstunden und Mehrarbeit leisten zu müssen, weil das Personal fehle.
Teilzeitkräfte überwiegend weiblich
Zahlen des Instituts für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen zeigen zudem, dass die überwiegende Mehrheit der Teilzeitkräfte weiblich ist. 2021 lag die Teilzeitquote der Frauen bei 49,1 Prozent, während lediglich 12,1 Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten. In der Haupterwerbsphase zwischen 35 und 65 Jahren liegt die Teilzeitquote der Frauen sogar bei etwa 56 Prozent, bei den Männern dagegen nur bei durchschnittlich 8,5 Prozent. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Zahlen zudem bei den Geschlechtern sehr unterschiedlich entwickelt.
Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung aufzeigt, sei in den 20 Jahren nach 1990 die Quote der Teilzeitarbeiterinnen um 16 Prozent gestiegen, die der Teilzeitarbeiter derweil nur um 9 Prozent. Auch der Abstand bei der Teilzeitquote zwischen Männern und Frauen sei im selben Zeitraum gestiegen: 1991 betrug er noch 28 Prozent, 2020 dagegen 35 Prozent. Auch regionale Unterschiede sind zu erkennen: Die Teilzeitquote von Frauen sei in Ostdeutschland durchgängig und lag 2020 mit 34 Prozent deutlich unter den 49 Prozent in Westdeutschland.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) weist ferner darauf hin, dass Teilzeit insbesondere von Müttern intensiv genutzt wird. So seien 66 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit – jedoch nur 7 Prozent der Väter. „Vor allem für Eltern jüngerer Kinder ist die Vereinbarkeit von Beruf und Betreuung eine Herausforderung“, so Destatis. Hier habe sich in den vergangenen zehn Jahren auch wenig getan: 2010 habe die Teilzeitquote von Vätern bei 5,4 Prozent gelegen, jene von Müttern bei 64,2 Prozent.
Quellen:
https://www.wsi.de/de/zeit-14621-teilzeitquoten-der-abhaengig-beschaeftigten-19912017-14748.htm
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_N012_12.html
https://www.presseportal.de/pm/54350/5459892
16.03.2023