vocatium magazin

Warum ich meine Ausbildung liebe?

Anna Lena Feldmann

Notfallsanitäterin

Anna Lena hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung, als sie ein Schicksalsschlag ereilt, der die berufliche Wende bringt: Sie möchte Notfallsanitäterin werden und beginnt eine zweite Ausbildung beim DRK Bildungswerk Sachsen in Dresden. Warum sie diesen Schritt nicht bereut hat und was sie an ihrer Arbeit im Rettungsdienst so schätzt, beschreibt sie nachfolgend.

Warum ich meine Ausbildung liebe?

Notfallsanitäter – viel mehr als im Notfall Sanitäter

„Viele Wege führen nach Rom.“ und ebenso viele Wege führen zu einem bestimmten (Ausbildungs-) Beruf. Persönliche Interessen, familiärer Einfluss, Erfahrungsberichte von Freunden oder wie in meinem Fall: persönliche Schicksalsschläge. Mit einem Wimpernschlag hat sich mein Leben mit über 100 Kilometern pro Stunde auf den Kopf gestellt.

Die Ausbildung zur Notfallsanitäterin ist nicht meine erste Ausbildung. Voller Überzeugung habe ich meinen Bürostuhl hinter mir gelassen und „vorne rechts“ im Rettungswagen Platz genommen, dort, wo der Notfallsanitäter sitzt. Mit unseren schweren Stiefeln betreten wir nicht nur einen Einsatzort, wir betreten auch ein Leben. Wir erhaschen Blicke hinter Mauern; manchmal bestehen sie aus Beton und manchmal aus Gedanken.

Vielleicht vergessen wir im Laufe der Zeit den einen oder anderen Patienten, aber niemals vergessen die Patienten uns. Ich kenne beide Seiten eines Einsatzes und kann deshalb aus eigener Erfahrung berichten: die Schmerzen, den Schreck und die Hilflosigkeit vergisst man. Was man jedoch nicht vergisst, ist die Art, wie man behandelt wurde. Ganz egal ob gut oder schlecht.
Wir sind so viel mehr als im Notfall nur ein Sanitäter. Wir sind ... Lebensretter, Ratgeber und Sozialarbeiter, Hoffnungsschimmer und Trostspender, das offene Ohr und die Hand, die du halten kannst. Wenn es sein muss, sind wir laut und wenn es angebracht ist, dann sind wir still, manchmal sind wir das erste Gesicht, was du siehst und manchmal das letzte.

Im Rettungsdienst zu arbeiten, heißt nicht nur in Notsituationen zu handeln. Es heißt auch Teamwork, gemeinsames Kochen, gemeinsames Essen, gemeinsames Lachen, gemeinsames Weinen und füreinander da sein. Nach dem Feierabend noch einen Kaffee auf der Terrasse zu trinken und über das, was man erlebt hat, zu sprechen, um es nicht mit nach Hause zu nehmen. Es heißt nicht auf der Stelle stehen zu bleiben und nie aufzuhören, sich weiterzubilden. Es heißt eine gesunde Menschenkenntnis zu entwickeln und sich selbst und seinen Fähigkeiten zu vertrauen.

Fast 500 Einsätze liegen bislang hinter mir und kein Einsatz war wie der andere. Niemand kann mir sagen, was ich in den nächsten 24 Stunden erleben werde, wenn ich meinen Dienst antrete. Doch eine Sache weiß ich ganz genau: Egal, was es sein wird – ich bin nicht allein.
Und genau das liebe ich an meiner Ausbildung!
 

 

 

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