(ps) In Deutschland gibt es derzeit über 20.000 verschiedene Studiengänge zur Auswahl. Da kann man es niemandem verübeln, wenn die Entscheidung nicht ganz leicht fällt. Ebenso wenig ist es überraschend, dass manch eine*r während des Studiums feststellt, dass die Wahl wohl doch nicht so gut war und sich umorientiert.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nun mitteilt, ist diese Erkenntnis gar nicht so selten. Von den 422.700 Menschen, die im Sommersemester 2019 und im Wintersemester 2019/20 erstmals ein Studium begonnen haben, brachen im Schnitt 11 Prozent ihr Studium innerhalb von drei Semestern ab. Im weiteren Studienverlauf erhöhe sich die Gesamtzahl der Abbrechenden noch weiter, so Destatis.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede je nach Studientyp. Heute am häufigsten sind Bachelor-Studiengänge, die von 371.000 Menschen aufgenommen wurden. Daneben gibt es aber immer noch Staatsexamen, Diplom- und Magister-Studiengänge, die von 51.700 Studienanfänger*innen begonnen wurden. Unter den Bachelor-Studierenden lag die Abbrecherquote innerhalb der ersten 3 Semester bei 12 Prozent. Das ist eine doppelt so hohe Zahl wie bei den anderen Studiengängen, hier brachen lediglich 6 Prozent ihr Studium ab.
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der Hochschulzugangsberechtigung: „Während 10 % der 368.000 Studienanfängerinnen und -anfänger mit Abitur oder anderer schulischer Hochschulzugangsberechtigung innerhalb der ersten drei Semester ihr Studium abbrachen, fiel der Anteil bei den 12.900 Personen mit einer beruflichen Hochschulzugangsberechtigung mit 17 % deutlich höher aus“, so Destatis.
Die Zahlen machen deutlich, wie wichtig eine gute Orientierung im Vorfeld ist. Denn ein Studienabbruch ist nicht immer einfach ein individuelles Problem. Hier spielen eine Vielzahl unterschiedlichster Faktoren eine Rolle: angefangen bei der Stadt und ihrer Kultur, in der das Studium stattfindet, über die Uni und ihre Atmosphäre, die Professor*innen, die spezifischen Studienschwerpunkte (die auch bei gleichen Studiengängen von Uni zu Uni sehr unterschiedlich sein können), Art und Intensität des Praxisbezugs usw.
Studienabbruch kein Weltuntergang
Dabei ist es aber wichtig zu betonen, dass ein Studienabbruch keineswegs ein Scheitern bedeutet, sondern oft einen Erkenntniszuwachs darstellt. Die im Vorfeld gute Idee, zu studieren, hat sich für die Person schlicht als nicht zielführend erwiesen und ein anderer Weg wird eingeschlagen. Damit sind die Studienabbrechenden auch durchaus nicht allein: beispielsweise Bill Gates und Steve Jobs sind bzw. waren Studienabbrecher, ebenso Günther Jauch, Barbara Schöneberger, Stefan Raab oder der Schriftsteller Peter Handke – um nur ein paar zu nennen. Hier kann man wahrlich nicht sagen, dass diese Menschen wegen ihres Studienabbruchs zu gescheiterten Existenzen wurden.
Vor allem ist es wichtig, sich über die eigenen Wünsche klar zu werden und dann eine gute Berufsorientierung zu betreiben. Schließlich gibt es nicht nur die gängigen Karrierewege, die man aus den Top-10 der beliebtesten Studiengänge und Ausbildungen ableiten kann. Von Buchbinder*innen bis Wanderschäfer*innen gibt es zahlreiche seltene Berufe, die man erstmal finden muß. Und dann gibt es noch zahlreiche Firmen und Unternehmen, die Perspektiven bieten, von denen man keine Ahnung hatte – wieso nur Jägermeister trinken, warum nicht dort arbeiten? Warum nur Brillen tragen, wieso nicht Brillen machen und verkaufen? Am besten hilft hier das persönliche Gespräch, zum Beispiel auf Berufsinformationsmessen wie der vocatium. Diese können übrigens auch als Gast ohne vorige Termine frei besucht werden.
Quellen:
Destatis: PM Nr. 200 vom 22. Mai 2024: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/05/PD24_200_213.html
23.05.2024