(ps) Die Gesundheitsbranche ist eine jener Bereiche, die regelrechte Brennpunkte der Forschung und Innovation sind. Alle Menschen möchten natürlich gesund sein und alt werden. Die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) spielen dabei eine unverzichtbare Rolle. Hier treffen sich Forschung und Praxis: bei der Entwicklung neuer Medikamente, neuer technischer Möglichkeiten, neuer digitaler Datenanalyse und vielem mehr. Mit der kontinuierlichen Entwicklung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Robotik und personalisierter Medizin entstehen ständig neue Berufsprofile. Diese Berufe bieten nicht nur ausgezeichnete Karrieremöglichkeiten, sondern auch die Chance, einen direkten Einfluss auf das Wohl von Patienten und die Verbesserung der globalen Gesundheitsversorgung zu haben.
Wir werfen einen Blick auf einige Bereiche, bei denen die MINT-Qualifikationen besonders wichtig sind:
Datenanalyse: Informatik
„Medizinische Daten sind die Grundlage für jede Forschung. Je mehr gut aufbereitete Daten vorhanden sind, desto schneller und effizienter können auf ihrer Basis Studien durchgeführt und damit auch medizinische Lösungen erarbeitet werden“, erläutert Dr. Nele Geßler, Leiterin von ASKLEPIOS proresearch, in einem Bericht des Hauses. Die Nachfrage nach Experten in diesem Bereich ist vor allem aufgrund des enormen Wachstums der Gesundheitsdaten in den letzten Jahren gestiegen. Laut der renommierten Technischen Universität Michigan Tech aus den USA wächst daher der Bedarf an „Gesundheitsinformatiker*innen“, an Software- und Datenspezialist*innen im Gesundheitsbereich stetig an.
Tatsächlich kämen laut Michigan Tech bereits über 30 Prozent der weltweit produzierten Daten aus dem Gesundheitsbereich. Datenanalysten und Datenwissenschaftler im Gesundheitswesen nutzen große Datenmengen – sog. Big Data –, um Muster zu erkennen, die Ärzten helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise entwickeln sie und arbeiten mit Lernalgorithmen, um bessere Vorhersagen zu ermöglichen, etwa für die frühzeitigen Erkennung von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes.
Softwareentwicklung: Informatik
Softwareentwickler*innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erstellung von Programmen und Anwendungen, die Gesundheitsdaten verwalten und den Arbeitsablauf in Kliniken und Krankenhäusern optimieren. Softwareentwickler sind notwendig, um Systeme zu entwickeln, die beispielsweise Patientenakten verwalten, medizinische Geräte steuern oder Telemedizin-Anwendungen ermöglichen.
Medizintechnik: Ingenieurwissenschaften und Technik
Medizinische Geräte, die heute für die Diagnostik und Behandlung von Krankheiten verwendet werden, wären ohne die technologischen Innovationen der Ingenieur*innen und Techniker*innen nicht möglich. Und die rasante Entwicklung der letzten Jahrzehnte nimmt an Geschwindigkeit stetig zu. Das betrifft sowohl die Weiterentwicklung und Optimierung bestehender Technologien wie Ultraschallgeräten oder Röntgenapparaten, als auch ganz neue Bereiche wie die Robotik im Bereich der Chirurgie.
Grundsätzlich gibt es zwei große Bereiche: die Entwicklungs-, sowie die Qualitäts- und Testingenieure. Als Entwicklungsingenieur*in bist du direkt am Puls von Forschung und Entwicklung und arbeitest in interdisziplinären Teams daran, neue Medizintechnik zu erfinden. Dabei kommen modernste Technologien wie 3D-Druck und digitale Modellierungen zum Einsatz. Qualitäts- und Testingenieure arbeiten im Kooperation mit den Entwicklungsteams an der praktischen Umsetzung und Optimierung der medizintechnischen Geräte und bringen sie zur Zulassungsreife. Diese Berufe erfordern nicht nur fundiertes Ingenieurwissen, sondern auch ein Verständnis für die biologischen und medizinischen Grundlagen, um Geräte zu entwickeln, die sowohl sicher als auch effektiv sind.
Alessia, Studentin der Medizintechnik an der FAU Erlangen-Nürnberg, beschreibt ihr Studium gegenüber ARD alpha so: „Am Medizintechnik-Studium ist besonders herausfordernd, dass wir so ein breitgefächertes Spektrum an Fächern abbilden müssen. Also wir müssen nicht nur Elektrotechnik können, wir müssen nicht nur Informatik können, sondern wir müssen Elektrotechnik, Informatik, Werkstoffe, Maschinenbau, so von allem etwas können, was man sich irgendwie an einer Technischen Fakultät vorstellen kann.“
Biotechnologie und Pharmazeutik: Naturwissenschaften
Ein weiteres wichtiges Feld für MINT-Experten in der Gesundheitsbranche ist die Biotechnologie, die die Anwendung biologischer Prozesse und Organismen zur Entwicklung von Arzneimitteln und Therapien umfasst. Biotechnolog*innen arbeiten an der Entdeckung neuer Medikamente, der Entwicklung von Impfstoffen und der Verbesserung von Verfahren zur Krankheitsbekämpfung. Sie nutzen ihre Kenntnisse der Molekularbiologie, Genetik und Chemie, um innovative Lösungen für komplexe medizinische Probleme zu finden.
Mit dem gleichen Themenbereich befasst sich auch die Pharmazeutik, die ebenfalls an der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente beteiligt ist. Unter diesem Oberbegriff finden sich eine ganze Reihe von Fachbereichen, wie etwa die pharmazeutische Chemie, - Biologie, und – Technologie. Die Pharmazeut*innen spielen zudem eine Schlüsselrolle in der klinischen Phase der Arzneimittelentwicklung und der Sicherstellung, dass die Medikamente den erforderlichen Standards entsprechen.
MINT und Gesundheit: Start in (d)eine Traumkarriere
Die MINT-Berufe in der Gesundheitsbranche bieten spannende und zukunftsorientierte Karrieremöglichkeiten. Durch den anhaltenden technologischen Wandel werden diese Berufe auch weiterhin von wachsender Bedeutung sein, und es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften auch in den kommenden Jahren zunehmen wird.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Ausbildung und der interdisziplinären Zusammenarbeit. Da MINT-Berufe in der Gesundheitsbranche komplexe und vielschichtige Anforderungen an Wissen und Fähigkeiten stellen, sind hochqualifizierte Fachkräfte gefragt, die sowohl im technischen als auch im medizinischen Bereich versiert sind. Entsprechend ist es ratsam, im Vorfeld Praktika bei einschlägigen Unternehmen zu absolvieren. Auch ein FSJ im medizinischen Bereich oder ein passendes Freiwilliges Jahr in der Wissenschaft (FWJ) sind sehr zu empfehlen.
Quellen:
ARD Alpha Uni: „Medizintechnik studieren – Ingenieurwissen mit Zukunft“, Sonja Vodicka, 22.07.2024; online: www.ardalpha.de/alpha-uni/medizin-technik-studieren-mint-ingenieur-studium-erlangen-fau-karriere-100.html
Asklepios: „Daten – Heilmittel der Zukunft“, o.A., 2023; online: bericht.asklepios.com/2023/daten-heilmittel-der-zukunft.html
Bundesagentur für Arbeit: „Vielfalt der MINT-Berufe auf einen Blick“, o.A., Juni 2020; online: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/datei/vielfalt-der-mint-berufe_ba082222.pdf
bibb Fachbeiträge zur beruflichen Bildung: „Digitalisierung in den Gesundheitsberufen“, Ulrike Weyland et al. (Hrsg.), 1. Auflage 2024; online: www.agbfn.de/dokumente/pdf/FzbB_Weyland_Gesundheitsberufe_online.pdf
BMBF: „Gesundheit“ (Themenseite); online: www.bmbf.de/DE/Forschung/Gesundheit/gesundheit_node.html
Michigan Tech: „What is Health Informatics?“, o.A., o.D.; online: www.mtu.edu/health-informatics/what-is/
13.03.2025