vocatium magazin

Berufe im Porträt

Berufsziel Erzieher*in

"Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun."

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In der Kindheit werden viele Weichen für das spätere Leben gestellt – die psychologische Forschung bestätigt dies immer wieder. Dabei nehmen Kindertageseinrichtungen eine wichtige Rolle ein – eine verantwortungsvolle Aufgabe, der sich mehr als 700.000 Erzieher*innen in Deutschland täglich stellen. Ein abwechslungsreicher Beruf, der Jobsicherheit, Flexibilität und gute Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet.

 

(ps) "Ich kann gut mit Kindern umgehen und die freuen sich auch, wenn sie mich sehen", berichtet Felix Sachse auf die Frage nach den Gründen für seine Berufswahl. Felix hat zuvor bereits im Sportverein Kinder trainiert und konnte so schon früh Erfahrungen sammeln. Er hat sich dann für den Königsweg zu jeder Ausbildung entschieden und bei zwei Kitas insgesamt 800 Stunden – oder fünf Monate – Praktikum absolviert. Bei einer der Kitas macht er nun auch seine Ausbildung und ist glücklich mit seiner Entscheidung: "Es ist nicht monoton, man sitzt nicht nur im Büro, man ist auch mal draußen und man erlebt viel." 

Auch die Jobsicherheit und Flexibilität überzeugen Felix: "Der Erzieherberuf ist meiner Meinung nach einer der [Berufe], die man erlernen kann. Erzieherinnen und Erzieher werden immer gebraucht. Und egal wo, Erzieherinnen und Erzieher kann man überall einsetzen – egal ob in Hamburg, Berlin oder auch Österreich." Zudem gibt es bei Trägern, die sich an die Vergütungen des öffentlichen Dienstes anlehnen, eine hohe Ausbildungsvergütung, die bei gut 1.100 Euro im ersten Lehrjahr beginnt. "Ich bin wirklich zufrieden, dass es eine gute Vergütung gibt. So kann ich auch auf eigenen Füßen stehen. Und wenn ich das so in Relation zu anderen Berufen sehe, ist das schon echt eine Top-Vergütung. Ich finde, das macht den Erzieherberuf auch deutlich attraktiver."  

Obwohl Felix als Mann in einem Beruf mit über 90 Prozent Frauenanteil noch immer Seltenheitswert hat, findet er, dass "auch Männer den Beruf erlernen sollten und nicht nur Frauen, damit auch mal dieses Vorurteil verschwindet, dass nur Frauen Erzieherinnen werden dürfen." Immerhin: der Männeranteil nimmt stetig zu. Waren es 2010 lediglich 3,9 Prozent in Kitas tätige Männer, stieg dieser Anteil zu 2020 auf 7,1 Prozent. Neben dem Vorurteil, einem "Frauenberuf" nachzugehen, kämpfen Erzieher*innen auch mit anderen falschen Vorstellungen: "Entgegen vieler Erwartungen, trinke ich nicht den ganzen Tag Kaffee, esse Kuchen und bastele und spiele mit den Kindern", berichtet Erzieherin Annika Munke. "Kindertageseinrichtungen sind Bildungsinstitutionen mit einem entsprechenden Bildungsauftrag", betont sie.

Die pädagogischen Konzepte unterscheiden sich dabei je nach Träger und reichen vom Waldorfkindergarten über Fröbel- oder Montessoripädagogik, christliche Einrichtungen und bis hin zum Waldkindergarten. Jeder dieser Ansätze hat seine eigenen Vorzüge – ein weiterer Grund, weshalb Praktika im Vorfeld sehr empfehlenswert  sind. Annika Munke regt an, auch über ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Kindertageseinrichtung nachzudenken. Das bietet die Möglichkeit, langfristige Erfahrungen zu sammeln, hilft bei späteren Bewerbungen, und das soziale Engagement lohnt sich auch dann, wenn am Ende die Erkenntnis steht, dass es doch eine andere Ausbildung sein soll. Denn sowohl Ausbildung als auch Berufspraxis stellen hohe Ansprüche an die Erzieher*innen. Auch Munke betont, man solle den "Stressfaktor" nicht unterschätzen. 

Erzieher*in kann als Aus- oder Weiterbildung erlernt werden, sowie in Voll- und Teilzeit. Daher schwankt auch die Ausbildungsdauer zwischen 2 und 6 Jahren. Weiterhin unterscheiden sich die Zugangsvoraussetzungen je nach Bundesland. Allgemein wird ein mittlerer Schulabschluss vorausgesetzt. Zu den Anforderungen zählen Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Beobachtungsgenauigkeit und physische wie psychische Belastbarkeit. Neben Kindergärten und Kindertagesstätten arbeiten Erzieher*innen auch an Schulen mit Ganztagsbetreuung, in Beratungsstellen sowie in Erholungs- und Ferienheimen. Daneben gibt es eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten und Spezialisierungen wie Ergotherapie oder Sonderpädagogik. Ebenfalls gibt es verschiedene Fachwirt-Aufstiegsfortbildungen, berufsbegleitende Bachelor-Studiengänge bis hin zum Pädagogik-Studium. 


Weiterführende Informationen: berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/9162.pdf

Quellen:

https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=9162 

https://www.bildungsserver.de/maennliche-fachkraefte-in-der-kita-8708-de.html 

https://fachkraefteoffensive.fruehe-chancen.de/aus-der-praxis/praxisportraits/der-erzieherberuf-ist-meiner-meinung-nach-einer-der-sichersten-den-man-erlernen-kann-die-werden-immer-gebraucht/ 

https://www.wndn.de/aus-dem-alltag-einer-erzieherin-traumberuf-oder-knochenjob-ein-interview-mit-annika-munkes/ 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/09/PD21_449_225.html 

Titelzitat: Jesper Juul, dänischer Familientherapeut 

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