vocatium magazin

Berufe im Porträt

Karriere in der Schifffahrt – Ein Überblick

Schiff ahoi!

Bild von v.ivash auf Freepik

Die Welt der nautischen Berufe ist groß: nicht nur zur See, auch an Land und auf den Flüssen gibt es viele spannende Karriereziele, die mit Schiffen und der Schifffahrt zu tun haben. Von der Fahrt über die sieben Weltmeere bis zur Arbeit am Hafen oder in der Werft kann jede*r etwas in dieser faszinierenden Branche für sich finden!

(ps) Wer an Karrieremöglichkeiten in der Seefahrt denkt, kommt meist auf Kapitän und Matrose, auf Steuermann, vielleicht noch Maschinist und Lotse – und dann hört es oft schon auf. Doch damit ist nur ein Bruchteil dessen erfasst, was diese Branche zu bieten hat. Sie ist ein ganzer Kosmos zahlloser Aufgaben und Karrieren – angefangen beim Boots- und Schiffbau in den Werften bis hin zu den berühmten Reisen über die Weltmeere. Es gibt die Handelsschiffahrt, die Binnenschiffahrt, die Küsten- und Binnenfischerei, Fährschiffahrt, touristische Schiffahrt und und und. Von der Ostsee bis zum Bodensee gibt es überall Chancen! Daneben gibt es zahllose Aufgaben rund um den Hafen, an und auf den Kanälen und vieles mehr.

In all diesen Bereichen gibt es also vielfältige Chancen, die Karrieren für jeden Geschmack bieten: angefangen im Dienstleistungsbereich, der Passagierbetreuung, über kaufmännische Arbeiten, technische Arbeiten, bis hin zu Leitungsaufgaben auf der Schiffsbrücke. Die Karrieren können über eine Ausbildung oder ein Studium begonnen werden – die Karrierewege sind aber oft durchlässig. Wer etwa Lotse werden möchte, kann dies direkt studieren, oder aber eine Offizierslaufbahn einschlagen und mit dem Kapitänspatent in der Tasche eine Fortbildung dazu machen. Und auch Seiteneinstieg ist besonders in den technischen Bereichen ebenfalls möglich – beispielsweise aus der Metall- und Elektro-Branche, dem Maschinenbau und ähnlichem.

Entsprechend ist auch die Vorstellung, eine Karriere in diesem Bereich würde zwangsläufig bedeuten, monatelang auf hoher See zu verbringen, sehr verkürzt – es ist ein Weg von vielen, der zugleich mit vielen Wochen ununterbrochener Freizeit zuhause aufgewogen wird. Die meisten Arbeitsfelder sind heute sehr familienfreundlich und haben nichts mehr mit dem Klischee des rauen Seebären zu tun, der seine Familie nur im Winter sieht. Selbst ein Umzug an die Küste ist angesichts der florierenden Binnenschiffahrt nicht unbedingt nötig. So finden sich hier also spannende Karrierechancen in einem abwechslungsreichen Feld, das für viele ganz und gar nicht alltäglich erscheint.

Sofern nicht anders vermerkt, führen die folgenden Hyperlinks zu den Berufsbildern des BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit.

Karrieren auf der Brücke

Die klassischen und zugleich bekanntesten Aufgaben finden sich für gewöhnlich bei der Besatzung und den Offizieren. Diese sind sowohl durch Studiengänge, als auch Ausbildungen zugänglich. Nicht selten führt der Weg über die Ausbildung zum Studium. Da gibt es zunächst die Nautischen Offiziersassistent*innen, genannt NOA, die zur Kernbesatzung eines Schiffes gehören und vor allem mit der Navigation betraut sind, aber auch viele andere Aufgaben auf dem Schiff wahrnehmen. Mit einem Studium oder Ausbildung und Studium folgen in leitender Position die Nautischen Wachoffizier*innen, kurz NWO. Von hier kann, mit genug Berufserfahrung und ausreichend Zeit auf See, der Weg zur Position des*der Ersten Nautischen Offizier*in und schließlich zum*zur Kapitän*in beschritten werden. Grundsätzlich werden die Offizierslaufbahnen in den Bereichen Nautik, Technik und Schiffselektrotechnik angeboten. Beispielsweise tarifvertragliche NWO’s erhalten bereits im ersten Jahr stattliche 4.758 Euro, Kapitän*innen über 7.000 Euro.

Viele Informationen, Ausbildungsstätten und weiteres zu diesem Bereich findest Du auf dem Portal „Mach Meer“ der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e.V.

Karrieren für (Elektro-)Technik und Maschinen

Neben der Schiffsleitung haben die verschiedenen Techniker*innen die wichtigste Aufgabe an Bord – ohne sie läuft buchstäblich nichts. Der klassische Weg geht über die Ausbildung zum*zur Schiffsmechaniker*in. Für diese Ausbildung haben wir ein eigenständiges Berufsporträt mit weiterführenden Links vorbereitet.

Für Schiffsmechaniker*innen, aber auch für Menschen mit einer nicht-nautischen Ausbildung im Bereich der Metall- oder Elektrotechnik, gibt es ferner die Möglichkeit, an einer entsprechenden Fachschule Weiterbildungen zu absolvieren, die dann zu koordinierenden und leitenden Tätigkeiten führen, etwa als Schiffsmaschinist*in (TSM) oder als Technische*r Wachoffizier*in (TWO). Im Bereich der Elektrotechnik gibt es etwa die Elektrotechnischen Schiffsoffizier*innen (ETO) sowie Elektrotechnische Offiziersassistent*innen (ETOA; Link zu „Mach Meer“).

Weiterhin gibt es die zweijährige schulische Ausbildung zum*zur Schiffsbetriebstechnische*r Assistent*in (SBTA), die über eine Weiterbildung zum*zur Schiffsbetriebstechniker*in führen kann. Auch sie können als NOA arbeiten und über den Weg zur Fachschule die Offizierslaufbahn einschlagen.

Studiengänge gibt es in diesem Bereich ebenfalls – klassische Studiengänge sind Schiffsbetriebstechnik und Schiffselektrotechnik. Heute gibt es in diesem Bereich auch eine Reihe spezialisierter Studiengänge, wie etwa „Schiffs- und Anlagentechnik“ oder „Schiffbau und Meerestechnik“. Hier lohnt es, sich näher zu informieren! Eine Liste mit Hochschulen und Universitäten, die seefahrts- und technikbezogene Studiengänge anbieten, findest Du weiter unten im Text!

Karrieren in der Binnenschiffahrt und der Hafenschiffahrt

Prinzipiell finden sich in der Binnenschiffahrt dieselben Aufgaben wie bei der Schiffahrt zur See – allerdings wird hier in der Regel kein Studium erwartet: auch Kapitän*in eines Binnenschiffes wird man via Ausbildung. Diese dauert allerdings 3,5 Jahre. Daneben gibt es die dreijährige Ausbildung zum*zur Binnenschiffer*in, und natürlich werden ebenso Schiffsmechaniker*innen und -elektroniker*innen benötigt. Binnenschiffer*innen sind, wie der Name schon sagt, nicht auf dem offenen Meer unterwegs, sondern auf Flüssen, Kanälen und Seen. Grundsätzlich gibt es dort den gleichen Betrieb, wie auf dem Meer, nur meist in kleinerer Form – Frachtschiffahrt, Fähren, Tourismus...

Auch am Hafen werden Schiffer*innen benötigt – hier gibt es die Ausbildung zum*zur Hafenschiffer*in. Diese sind zumeist auf Schleppern tätig, die innerhalb des Hafens unterwegs sind. Aber auch an Land übernehmen sie verschiedene meist logistische Aufgaben und arbeiten mit verschiedenen Hebezeugen wie Kränen.

Hafenbezogene Studiengänge gibt es ebenfalls, teilweise auch berufsbegleitend: etwa „Schiffs- und Hafenbetrieb“ oder „Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft“.

Karrieren in der Fischerei

Auch die Fischerei bietet gute Karrierechancen: an der Küste gibt es zunächst die Ausbildung zum*zur Fischwirt*in in der Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei. Eine Ausbildung für Frühaufsteher – denn früh am Morgen müssen die Netze raus, um erfolgreich Fisch zu fangen. Etwas weniger früh geht es bei den Fischwirt*innen für Aquakultur und Binnenfischerei los, die, wie der Name schon sagt, auch nicht (unbedingt) an der Küste arbeiten.

Karriere als Seelotse

Seelotsen nehmen eine Sonderstellung ein, da sie nicht fest auf einem bestimmten Schiff arbeiten, sondern an speziellen Orten auf die Schiffe gehen, die eine spezielle Passage durchqueren müssen. Diese sogenannten lotspflichtigen Schiffe kommen also an Stellen, die schwierig zu navigieren sind, oft Kanäle oder Flüsse, und da hilft ihnen dann der Lotse, der hier über genaue Kenntnisse der Lage verfügt. Früher konnten sich nur Kapitäne zu Lotsen weiterbilden lassen, heute gibt es hierfür auch ein Studium: nach einem Bachelor in Nautik kann man, bislang nur an der Hochschule Wismar, den „Master of Maritime Pilotage“ machen. Auch Schiffsmechaniker*innen können zum Lotsen umsatteln – weitere Informationen findest Du auf dem Portal „Wir Lotsen“.

Karrieren in der Werft

Nicht zur See, aber immer an der Küste: die Karrieren für Werftmitarbeiter. Hier gibt es eine ganze Reihe von Aufgaben, die kaum alle aufzuzählen sind. Dabei müssen nicht alle Berufsmöglichkeiten spezifisch auf Schiffe zugeschnitten sein. Beispielsweise Schweißer*innen, Konstruktions-, Industrie- oder Zerspanungsmechaniker*innen finden dort Anstellung. Es gibt auch viele Weiterbildungen, die sich an „reguläre“ Ausbildungen v.a. im technischen/maschinellen Bereich anschließen, wie Konstrukteur*innen für Schiffbau oder Schlosserei für Bordmontage. Auch Ingenieur*innen mit einem Studium im Bereich Schiffbau oder vergleichbaren Studiengängen werden immer gesucht, und vieles mehr.
In der Regel bilden die Werften auch aus – hier lohnt es sich, direkt bei den Werften nachzufragen.

Seefahrts- und Meeresbezogene Studienmöglichkeiten

Die regelrechte Explosion der Zahl an Studiengängen in den vergangenen 25 Jahren hat natürlich auch nicht vor den seefahrts- und meeresbezogenen Studienangeboten Halt gemacht. Eine vollständige Liste würde also den Rahmen sprengen. Stattdessen findest Du hier eine Liste der wichtigsten Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten), die Studiengänge im Bereich Nautik, Seefahrtstechnik und verwandter Bereiche anbieten. Mit in der Liste sind Fach- bzw. Seefahrtsschulen, die nautische Berufe ausbilden. Schulen und Hochschulen, die spezifisch (auch) die klassischen Offizierskarrieren anbieten, sind mit einem Stern* gekennzeichnet.

TU Berlin
HS Bremen*
HS Bremerhaven*
Staatl. Seefahrtsschule Cuxhafen*
HS Emden/Leer*
HS Flensburg
FS für Seefahrt Flensburg* (Teil der HS Flensburg)
TU Hamburg
Uni Hamburg
Jade HS*
FH Kiel
Uni Kiel
Uni Oldenburg
Uni Rostock
FS für Seefahrt Rostock* (Teil der HS Wismar)
RBB Sassnitz*
HS Wismar*
(Alphabetisch nach Stadtname sortiert)

 

Weitere Ausbildungsstätten hat auch das Portal „Deutsche Flagge“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zusammengefasst.

Viele Ausbildungsbetriebe und Praktikumsplätze findest Du über unsere Suchbörse.

 

09.01.2024

Weitere interessante Artikel:
Berufsziel: Gestalter*in für immersive Medien Rein in die neue 3D-Welt! Hää? – so ist oft (noch) die erste Reaktion bei diesem Namen. Die neue Ausbildung "Gestalter*in für immersive Medien"... weiterlesenHää? – so ist oft (noch) die erste Reaktion bei diesem Namen. Die neue Ausbildung "Gestalter*in für immersive Medien" widmet sich den neu entstehenden digitalen Welten: der virtuellen und augmentierten (erweiterten) Realität, ihrer Software und Gestaltung. Eine Ausbildung am Puls der Zeit.
freepik
Berufsziel Laborant*in "Sinnhafte Arbeit mit viel Verantwortung" Alle Studien zur heutigen Generation belegen, dass die Jugend sich mehr als früher Berufe wünscht, die sinnvoll und... weiterlesenAlle Studien zur heutigen Generation belegen, dass die Jugend sich mehr als früher Berufe wünscht, die sinnvoll und gesellschaftlich relevant sind. Beides trifft auf die Laborant*innen-Ausbildung zu. Dazu gibt es eine satte Ausbildungsvergütung, sichere Arbeitsplätze und spannende Aufgaben. Trotzdem sinken die Bewerbungszahlen seit Jahren. Eine internationale Umfrage hat nun ergeben: Viele Jugendliche haben Klischeebilder über Laborarbeit im Kopf, die nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun haben, sie aber hindern, eine Karriere in diesem Bereich anzustreben.
Hairlich crehaartiv! Berufsziel: Friseur*in Man braucht sie zu allen vier Haareszeiten: eine gute Frisur. Kamm in und haireinspaziert in die Hairberge – dort... weiterlesenMan braucht sie zu allen vier Haareszeiten: eine gute Frisur. Kamm in und haireinspaziert in die Hairberge – dort bekommt man, Haarbracadabra, wie ein Föhnix aus der Asche, eine neue Frisur mit Chaarakthair. Der Vorhair-Nachhair-Effekt ist manchmal haargenau so, als würde man die Sahaara begrünen. Ein hairlich crehaartiver Beruf machts möglich! Du glaubst das Szenhaario nicht? Komm hair und überzeuge Dich selbst!

Suchbörse

Praktikum, Ausbildung & Studium

Hier wirst du fündig!

Über die folgende Suchmaske kannst du Firmen, Fach- und Hochschulen sowie Institutionen finden, die Praktikums-, Gap-Year-, Ausbildungs- und Studienplätze anbieten. Auch einige Vereine und Initiativen sind verzeichnet, die soziale Praktika ermöglichen.