(ps) Der Branche geht es gut: Schon 2021 konnten die Augenoptiker*innen die wirtschaftliche Corona-Delle von 2020 überwinden und ihren Umsatz sogar über den von 2019 steigern. Laut Branchenbericht planen außerdem 27 Prozent der Betriebe größere Investitionen in 2022. Einziger Wermutstropfen: der anhaltende Fachkräftemangel. Bei einer Umfrage des Zentralverbandes der Augenoptiker*innen gab knapp die Hälfte der Betriebe an, in den letzten sechs Monaten Fachkräfte gesucht zu haben. Von diesen mussten aber stolze 71 Prozent ebenfalls angeben, dass sie die Stellen "nicht wie gewünscht bzw. gar nicht besetzen" konnten.
Was für die Branche eine Herausforderung ist, bedeutet für die Auszubildenden gute Berufsaussichten und beste Chancen bei der Arbeitgeber*innenwahl. Der Bedarf ist schließlich groß: Die Kund*innen stehen Schlange und Fachkräfte werden händeringend gesucht. Der Beruf glänzt dabei mit zwei ganz unterschiedlichen Aspekten: Einerseits bedarf es fachlich kompetenter, individueller Kundenberatung – der soziale Aspekt wird also großgeschrieben. Hier braucht es einen Sinn für Ästhetik bei Typ- und Stilberatung, aber auch technisches Verständnis. Beispielsweise findet heute die Messung der Sehfunktion mit modernsten Geräten statt – der sogenannten Optometrie.
Andererseits braucht es neben technischem Verständnis auch technisches Geschick: "Der Augenoptiker kombiniert mit höchster Präzision und Sorgfalt Brillengläser und Brillenfassung zu einer individuell passenden Brille für den Kunden. Das Ermitteln der optimalen Korrektionsgläser, deren handwerkliche Verarbeitung und die Anpassung der Brille erfolgt mit Hilfe moderner Einrichtungen und High-Tech-Geräten." Auch Kontaktlinsen müssen individuell angepasst werden. So arbeiten Augenoptiker*innen an der Schnittstelle zwischen Gesundheitshandwerk und Gesundheitsdienstleistung.
Das macht für Azubi Alexander Naumann auch den besonderen Reiz des Berufs aus. Er habe nach einer fruchtlos abgebrochenen Elektroniker-Lehre "nach einer abwechslungsreichen Ausbildung gesucht". Dabei sei er "auf den Beruf des Augenoptikers gestoßen, der das Handwerkliche mit dem Verkaufsaspekt und der Kundennähe vereint und mir dadurch am spannendsten erschien." Für Azubi Janika Braun ist die Kundenberatung das interessanteste am Beruf: "Ganz besonders ist für mich das individuelle Beratungsgespräch. Ich finde heraus, was der Kunde benötigt und kann ihm nach unserer Unterhaltung die bestmögliche Sehhilfe anbieten. Das ist richtig toll, weil einfach jeder Mensch einzigartig ist und es nicht eine einzige Lösung für alle gibt."
Die dreijährige duale Ausbildung setzt keinen speziellen Schulabschluss voraus. Weiterhin gibt es viele Möglichkeiten für berufliche Weiterbildungen. Neben dem Meisterbrief gibt es eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Augenoptiker bzw. Augenoptikerin, sowie den Weg an die Uni oder die FH: hier gibt es den Bachelor- und Master-Studiengang "Augenoptik/Optometrie". Hat man einen dieser Abschlüsse in der Tasche, gibt es ebenfalls noch die Fortbildung zum*zur Optometrist*in. Augenoptiker*innen arbeiten hauptsächlich in Brillenfachgeschäften, die sich bei einem Bedarf von 67 Prozent in der Bevölkerung annähernd überall finden lassen. Aber auch in Augenarztpraxen und Fachkliniken, sowie in der Industrie sind Augenoptiker*innen beschäftigt.
Weiterführende Informationen: https://web.arbeitsagentur.de/berufenet/beruf/2634
Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109584/Mehr-Brillentraeger-durch-mehr-Bildschirmnutzung
https://www.modul-berlin.de/netzwerk-berufspraxis/interviews/interview-optiker-azubi/
https://www.be-optician.de/ausbildung/azubi-des-monats-februar-janika-braun/
https://www.zva.de/branchenberichte
https://www.zva.de/augenoptiker
27.06.2022