(ps) Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben praktisch allen Jugendlichen, ob an der Schule oder als Schulabgänger*in, einen dicken Strich durch die Pläne gemacht. Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, die öffentliche Leistungen für ihren Unterhalt beziehen müssen, sprunghaft um 3,4 Prozent auf dann 11,8 Prozent angestiegen. Ebenfalls 2020 ist auch die Jugenderwerbslosenquote von 5,8 Prozent auf 7,1 Prozent gestiegen. Soziolog*innen der Universität Cambridge habe Anfang des Jahres eine Studie veröffentlicht, in der sie die "Lockdown-Generation" auf Jahrzehnte gezeichnet sehen und für sie Nachteile auf dem Arbeitsmarkt erwarten.
Dabei steht Deutschland im EU-Vergleich noch sehr gut da – auch bereits vor der Corona-Pandemie. Zwar sinkt die Jugendarbeitslosigkeit im EU-Durchschnitt wieder leicht, liegt allerdings mit 16,6 Prozent 2021 etwa 10 Prozent höher als in Deutschland. Damit lag die Quote hier EU-weit am niedrigsten, gefolgt von Tschechien mit 7,6 Prozent und den Niederlanden mit 9,1 Prozent. In Deutschland hat sich die Jugenderwerbslosenquote bereits vor Corona stabil entwickelt und lag vor 15 Jahren noch etwa doppelt so hoch bei 13,8 Prozent. Die nun wieder leicht nach unten weisenden Zahlen geben Anlaß zur Hoffnung, dass der große Fachkräftebedarf auf dem Arbeitsmarkt zumindest in Deutschland die durch Corona entstandenen Nachteile schneller wieder aufhebt als erwartet.
Zu den Gründen für die vergleichsweise gute Entwicklung in Deutschland zählt das Statistische Bundesamt hauptsächlich die hiesige Ausbildungsform, spezifisch "auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland". Problematisch ist jedoch die hohe Zahl der atypisch Beschäftigten in dieser Altersgruppe: "Fast ein Drittel (29,2 %) dieser Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren arbeitete in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis, das heißt entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit." Dabei schlägt vor allem die befristete Beschäftigung zu Buche. Im Schnitt der Beschäftigten aller Altergruppen liegt diese Quote bei nur 21,2 Prozent.
Um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen reicht es dann oft nicht aus. Im Jahr 2021 waren 50,5 Prozent der Altergruppe auf finanzielle Unterstützung durch ihre Angehörigen angewiesen, lediglich für 38,3 Prozent war die Erwerbsarbeit die Haupteinnahmequelle. 1991 war dieses Verhältnis noch annähernd umgekehrt: Damals waren 39,7 Prozent auf ihre Angehörigen angewiesen und 52,3 Prozent erwirtschafteten ihr Auskommen selber. Seit 1995 ist das Einkommen Angehöriger wichtiger als eigene Erwerbstätigkeit und liegt kontinuierlich 10 bis 20 Prozent darüber. Das liegt nicht zuletzt auch an der seit langem sinkende Zahl der Schulabgänger*innen mit Berufsbildungsreife. So beginnen weniger Jugendliche ihre Ausbildungen schon mit 15 Jahren und bleiben zumeist länger an der Schule.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_N051_122.html
https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_JugendErwerbslose.html
https://www.ilo.org/skills/pubs/WCMS_823751/lang--en/index.htm