vocatium magazin

Wissenschaft und Politik

Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024

Qualität der Schulen wird als schlecht wahrgenommen

Bild von Wirestock auf Freepik

Die Bundesregierung hat ihren ersten Gleichwertigkeitsbericht vorgestellt, in dem die Lebensverhältnisse in Deutschland beleuchtet werden. Thema sind dabei auch KiTas und Schulen. Doch hier zeigt sich: die Zufriedenheit mit den Schulen ist alles andere als gut.

 

(ps) Im Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung geht es um „den Stand und die Entwicklung der Lebensbedingungen“ in Stadt und Land, wie das Bundesinnenministerium erläutert. Doch während „wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche und ökologische Unterschiede zwischen den Regionen Deutschlands in den letzten Jahren mehrheitlich abgenommen haben“ haben sollen, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck sagt, sieht die Situation insgesamt eher mittelmäßig aus – und mit Blick auf die Schulen sogar eher schlecht.

Schulinfrastruktur mit großem Ost-West-Gefälle

„Die Erreichbarkeit von Schulen ist ein maßgeblicher Bestandteil der Lebensqualität, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Eltern“, heißt es in dem Bericht. Auf die Frage, ob es „ausreichend Schulen in der Nähe“ gibt, finden sich sehr unterschiedliche Angaben. Vor allem aber ist festzustellen, dass sich auf Kreisebene quasi die Grenze der ehemaligen DDR wiederfinden läßt: die überwiegende Mehrheit der Befragten in den ostdeutschen Bundesländern geben auf die Frage eine „unterdurchschnittliche Zustimmung“ an. Zwar gibt es auch im Westen einige Kreise, in denen eine mangelhafte Schulinfrastruktur beklagt wird, im Osten scheint dies jedoch ein flächendeckendes Problem zu sein.

Auf die Frage, ob Veränderungen in den letzten Jahren wahrgenommen wurden, antwortete eine Mehrheit von um die 40 Prozent, dass es keine Veränderungen gegeben habe. Bei Grundschulen nahmen 17 Prozent, bei weiterführenden Schulen 14 Prozent eine Verschlechterung wahr – im Gegensatz zu lediglich 6 bzw. 7 Prozent, die eine Verbesserung wahrnahmen. Allerdings seien laut Angaben des Gleichheitsberichts speziell in den strukturschwachen ostdeutschen Kreisen Schulen neu entstanden – anders als im Westen oder etwa Berlin, wo „trotz eines Anstiegs der Zahl der Schülerinnen und Schüler um 6 Prozent in den letzten 10 Jahren allgemeinbildende Schulen geschlossen oder zusammengelegt“ wurden.

Qualität der Schulen wird als schlecht wahrgenommen

Neben der allgemeinen Versorgung mit Schulen wurden auch die „Einschätzungen der Bevölkerung zu den regionalen Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten“ erhoben. Hier zeigt sich eine eher ernüchternde Bilanz: „Lediglich 43 Prozent der Befragten stimmen voll und ganz oder eher zu, dass die Qualität der Schulen gut ist“. Dies deckt sich mit bisherigen Umfragen, etwa im August 2023 kommt eine Erhebung des ifo-Instituts zu noch schlechteren Zahlen: „Nur noch 27 Prozent der Befragten bewerteten die Schulen in ihrem Bundesland mit gut oder sehr gut“, berichtet der Focus. Dabei zählen zu den gängigen Problemen Fachkräftemangel, Renovierungsstau bei Schulgebäuden, sowie schlechte Ausstattung der Schulen selbst. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Gleichwertigkeitsbericht nicht in den Schubladen verschwindet, sondern die Politiker*innen auf allen Ebenen daran erinnert, (wieder) mehr in die Schulen des Landes zu investieren.


Quellen:

BMI: „Für starke und lebenswerte Regionen in Deutschland: Bundesregierung beschließt den ersten Gleichwertigkeitsbericht“ www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/07/gleichwertigkeit.html

BMWK: „Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024“: www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/gleichwertigkeitsbericht-der-bundesregierung-2024.pdf

Focus Online: Zufriedenheit mit deutschen Schulen "auf einem Tiefstand“: www.focus.de/familie/schule/befragung-des-ifo-instituts-zufriedenheit-mit-deutschen-schulen-auf-einem-tiefstand_id_203245678.html

 

04.07.2025

Weitere interessante Artikel: Bild von Freepik
Sinus-Studie 2024 Was geht ab bei der Jugend? Seit 2008 untersucht die Sinus-Studie alle vier Jahre, wie die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ticken. Was... weiterlesenSeit 2008 untersucht die Sinus-Studie alle vier Jahre, wie die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ticken. Was wünscht sich die Generation in Zeiten von Klimawandel, Corona, Krieg & Co.? Und wie zufrieden ist sie mit der Schule?
Zentralrat der Juden, Josef Schuster
Antisemitismus an Schulen in Deutschland Zentralrat der Juden: Josef Schuster im Interview Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kam es weltweit zu einem starken Anstieg antisemitischer... weiterlesenSeit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kam es weltweit zu einem starken Anstieg antisemitischer Vorfälle. Auch an den Schulen stehen die Lehrkräfte vor einem massiven Antisemitismusproblem. Wir haben den Präsidenten des Zentralrats der Juden Josef Schuster zur aktuellen Situation sowie den Problemen und Möglichkeiten der Schulen befragt.
Wir stehen viel zu früh auf Schlafforschung: Schule fängt zu früh an Die Schlafforschung bestätigt, was Schüler*innen schon immer wussten: Die Schule fängt viel zu früh an. Es ist eines... weiterlesenDie Schlafforschung bestätigt, was Schüler*innen schon immer wussten: Die Schule fängt viel zu früh an. Es ist eines dieser Themen, bei denen seit Jahren, seit Jahrzehnten bekannt ist, dass die gängige Praxis anscheinend falsch ist – aber nichts unternommen wird. So darf man davon ausgehen, dass noch zahlreiche Generationen viel zu früh und entgegen ihrer inneren Uhr aus dem Bett gezwungen werden. Dabei hat das sogar direkten Einfluss auf die Noten.

Suchbörse

Praktikum, Ausbildung & Studium

Hier wirst du fündig!

Über die folgende Suchmaske kannst du Firmen, Fach- und Hochschulen sowie Institutionen finden, die Praktikums-, Gap-Year-, Ausbildungs- und Studienplätze anbieten. Auch einige Vereine und Initiativen sind verzeichnet, die soziale Praktika ermöglichen.