(ps) Im Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung geht es um „den Stand und die Entwicklung der Lebensbedingungen“ in Stadt und Land, wie das Bundesinnenministerium erläutert. Doch während „wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche und ökologische Unterschiede zwischen den Regionen Deutschlands in den letzten Jahren mehrheitlich abgenommen haben“ haben sollen, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck sagt, sieht die Situation insgesamt eher mittelmäßig aus – und mit Blick auf die Schulen sogar eher schlecht.
Schulinfrastruktur mit großem Ost-West-Gefälle
„Die Erreichbarkeit von Schulen ist ein maßgeblicher Bestandteil der Lebensqualität, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Eltern“, heißt es in dem Bericht. Auf die Frage, ob es „ausreichend Schulen in der Nähe“ gibt, finden sich sehr unterschiedliche Angaben. Vor allem aber ist festzustellen, dass sich auf Kreisebene quasi die Grenze der ehemaligen DDR wiederfinden läßt: die überwiegende Mehrheit der Befragten in den ostdeutschen Bundesländern geben auf die Frage eine „unterdurchschnittliche Zustimmung“ an. Zwar gibt es auch im Westen einige Kreise, in denen eine mangelhafte Schulinfrastruktur beklagt wird, im Osten scheint dies jedoch ein flächendeckendes Problem zu sein.
Auf die Frage, ob Veränderungen in den letzten Jahren wahrgenommen wurden, antwortete eine Mehrheit von um die 40 Prozent, dass es keine Veränderungen gegeben habe. Bei Grundschulen nahmen 17 Prozent, bei weiterführenden Schulen 14 Prozent eine Verschlechterung wahr – im Gegensatz zu lediglich 6 bzw. 7 Prozent, die eine Verbesserung wahrnahmen. Allerdings seien laut Angaben des Gleichheitsberichts speziell in den strukturschwachen ostdeutschen Kreisen Schulen neu entstanden – anders als im Westen oder etwa Berlin, wo „trotz eines Anstiegs der Zahl der Schülerinnen und Schüler um 6 Prozent in den letzten 10 Jahren allgemeinbildende Schulen geschlossen oder zusammengelegt“ wurden.
Qualität der Schulen wird als schlecht wahrgenommen
Neben der allgemeinen Versorgung mit Schulen wurden auch die „Einschätzungen der Bevölkerung zu den regionalen Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten“ erhoben. Hier zeigt sich eine eher ernüchternde Bilanz: „Lediglich 43 Prozent der Befragten stimmen voll und ganz oder eher zu, dass die Qualität der Schulen gut ist“. Dies deckt sich mit bisherigen Umfragen, etwa im August 2023 kommt eine Erhebung des ifo-Instituts zu noch schlechteren Zahlen: „Nur noch 27 Prozent der Befragten bewerteten die Schulen in ihrem Bundesland mit gut oder sehr gut“, berichtet der Focus. Dabei zählen zu den gängigen Problemen Fachkräftemangel, Renovierungsstau bei Schulgebäuden, sowie schlechte Ausstattung der Schulen selbst. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Gleichwertigkeitsbericht nicht in den Schubladen verschwindet, sondern die Politiker*innen auf allen Ebenen daran erinnert, (wieder) mehr in die Schulen des Landes zu investieren.
Quellen:
BMI: „Für starke und lebenswerte Regionen in Deutschland: Bundesregierung beschließt den ersten Gleichwertigkeitsbericht“ www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/07/gleichwertigkeit.html
BMWK: „Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024“: www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/gleichwertigkeitsbericht-der-bundesregierung-2024.pdf
Focus Online: Zufriedenheit mit deutschen Schulen "auf einem Tiefstand“: www.focus.de/familie/schule/befragung-des-ifo-instituts-zufriedenheit-mit-deutschen-schulen-auf-einem-tiefstand_id_203245678.html
04.07.2025