Warum ich meine Ausbildung liebe!
Mein Name ist Omid und ich bin 27 Jahre alt. Anders als die meisten meiner Mitauszubildenden bin ich nicht in Deutschland aufgewachsen. Ich komme aus Afghanistan. Im Alter von 5 Jahren habe ich angefangen zu arbeiten. Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre. Ich habe Schuhe geputzt. Schuhe von Anzugträgern. Tag für Tag. Und ich dachte: Irgendwann möchte ich auch so einen Anzug tragen. Ich wurde älter. Arbeitete. Hatte keine Zeit, eine Schule zu besuchen – für meine beiden Schwestern wollte ich Geld verdienen, um ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen.
Als ich 18 Jahre alt war, wurden die Probleme mit den Taliban unerträglich und mein Vater entschied, mich nach Deutschland zu schicken. Er sagte zu mir: „Lerne. Baue dir ein gutes Leben.“ Ich versprach es ihm und ging. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Ich reiste über die Türkei, Griechenland, Österreich nach Deutschland. Es war hart. Aber ich sagte mir: Wenn ich es schaffe, wird alles besser. Ich dachte an das Versprechen, an meinen Vater und ich hatte mein Ziel vor Augen.
Als ich ankam, suchte ich einen Deutschkurs. Ich wollte weiterkommen und mein Ziel erreichen. Unbedingt. Jeden Tag ging ich zu der Stelle, die die Schulplätze vergab und sagte den einen Satz, den ich auswendig gelernt hatte, immer und immer wieder: „Ich will lernen!“. Und irgendwann geschah das Wunder: Ich bekam einen Platz! Es war sehr schwer für mich, aber ich machte immer weiter. Mein Vater starb in Afghanistan und ich machte weiter. Für ihn. Für mich. Für das Versprechen, das ich ihm gab. Ich lernte Deutsch. Ich machte meinen Hauptschulabschluss, dann meinen Realschulabschluss. Arbeitete nebenbei ehrenamtlich in der evangelischen Kirche. Arbeitete im Kindergarten. Und immer hatte ich das eine Ziel: Ich wollte eine Arbeit, eine Ausbildung, wo ich im Büro arbeite, in einem schönen Gebäude, mit dem PC.
Ohne große Hoffnungen bewarb ich mich als Azubi für Versicherungen und Finanzanlagen unter anderem bei der Allianz. Ich konnte es nicht glauben, als ich tatsächlich eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch bekam! Wegen Corona fand es online statt und ich weiß noch, dass ich es nach meiner Arbeit gerade so rechtzeitig schaffte. Und ich dachte, dass jemand wie ich sowieso nicht genommen wird – obwohl das Gespräch sehr angenehm verlief. Am nächsten Tag klingelte mein Telefon, als ich gerade in einem Einkaufszentrum war. „Herr Ahadi, herzlichen Glückwunsch. Wir wollen Sie sehr gerne nehmen.“ Ich schrie vor Freude und konnte es nicht glauben. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens. Ich war und bin der Allianz unglaublich dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, mich zu beweisen.
Heute bin ich im dritten Lehrjahr und ich liebe alles an meinem Beruf. Ich liebe es, Gesetzestexte zu lesen und zu verstehen (was nicht einfach ist als Nicht-Muttersprachler), ich liebe es, den Kunden zu helfen, ich liebe meine Kolleg:innen und ich liebe die Allianz. Herkunft, Aussehen und Hautfarbe spielen hier keine Rolle. Es geht um Kollegialität, dass man einander hilft und beisteht. Die Ausbildung ist sehr hart für mich, besonders da ich als Kind nie eine Schule besucht habe. Aber ich habe gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man genug Willen und Durchhaltevermögen hat. Ich freue mich sehr darauf, meine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Und ich liebe es, in schicken Klamotten zur Arbeit zu gehen.