(ps) In Deutschland herrscht bekanntlich allgemeiner Fachkräftemangel – so auch an den Schulen. Zugleich sind unter den etwa 1,1 Millionen ukrainischen Flüchtlingen viele Lehrkräfte und etwa 350.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die natürlich auch beschult werden müssen. In vielen Bundesländern werden ukrainische Lehrkräfte bereits eingesetzt, in Hessen sind es etwa 300. Hier geht die Landesregierung nun neue Wege und plant, den Ukrainischunterricht planmäßig als zweite Fremdsprache anzubieten.
Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten: nicht nur erhalten die Lehrkräfte Perspektiven und die ukrainischen Schüler*innen wieder Unterricht in der Muttersprache – auch die hiesigen Schüler*innen profitieren, da sie nun die Möglichkeit haben, eine weitere, bislang in Deutschland nicht angebotene Fremdsprache zu erlernen.
Armin Schwarz, hessischer Bildungsminister, betont: „Wir möchten den Jugendlichen und Lehrkräften aus der Ukraine eine stärkere Bildungs- und Berufsperspektive bieten – auch für den Wiederaufbau ihrer Heimat.“ Ebenso ist aber das Anliegen, auch die Situation in Deutschland für die Beteiligten zu verbessern: „Neben den Jugendlichen und der Gewinnung der zumeist gut ausgebildeten Eltern als volle Kräfte für den Arbeitsmarkt könnte das Land weitere der in Deutschland lebenden ukrainischen Lehrerinnen und Lehrer für den Schuldienst gewinnen“, so Schwarz. Mithin habe man die Erfahrung gemacht, dass die ukrainischen Lehrkräfte rasch Deutsch erlernen und damit auch „zusätzlich Fächer wie Deutsch als Zweitsprache, Physik, Chemie, Mathematik, Musik, Kunst oder Sport“ übernehmen können.
Damit geht Hessen mit gutem Beispiel voran. In Deutschland gibt es laut Bertelsmann Stiftung derzeit etwa 10.000 ukrainische Lehrkräfte. Hilfe erhalten sie u.a. von Oksana Potelchak, die über Facebook ukrainischen Lehrkräften bei Anerkennungs- und Genehmigungsverfahren hilft. Dies sei in Deutschland sehr unterschiedlich geregelt. Potelchak, die in Berlin lebt, habe sehr unproblematisch alle Genehmigungen erhalten – ihre Bekannte in Köln, die an derselben Universität wie Potelchak studierte, habe noch eine Reihe zusätzlicher Unterlagen einreichen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die hessische Initiative auch in den übrigen Bundesländern zu einem Umdenken führt.
Quellen:
Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen: PM 24.05.2024: „Hessen führt als erstes Land Ukrainisch als Fremdsprache in Schulen ein“: kultus.hessen.de/presse/hessen-fuehrt-als-erstes-land-ukrainisch-als-fremdsprache-in-schulen-ein
Deutsches Schulportal: „Einen anderen Beruf kann ich mir gerade gar nicht vorstellen“: deutsches-schulportal.de/bildungswesen/einen-anderen-beruf-kann-ich-mir-gerade-gar-nicht-vorstellen/
Statista: „Gesamtzahl der offiziell gezählten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland von März 2022 bis April 2024“ de.statista.com/statistik/daten/studie/1294820/umfrage/kriegsfluechtlinge-aus-der-ukraine-in-deutschland/
Mediendienst Integration: „Flüchtlinge aus der Ukraine“: mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html
18.06.2024