(ps) Deutschland fehlen große Namen wie Sorbonne, Oxford oder Harvard. Dennoch ist Deutschland international schon seit Jahren eines der beliebtesten Gastländer für ausländische Studierende. Nach den USA, Großbritannien und Australien liefert sich Deutschland sozusagen dauerhaft mit Frankreich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den vierten Platz in der Statistik der Länder mit den meisten internationalen Studierenden – bzw. um den ersten Platz der nicht-englischsprachigen Länder. Vor Corona hatte Deutschland diesen Platz, in den vergangenen zwei Jahren konnte Frankreich sich durchsetzen. Nichtsdestoweniger steigen die Zahlen ungebrochen an.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist unter den internationalen Studienanfänger*innen für das Studienjahr 2022 (Sommersemester ‘22 und Wintersemester 2022/23) ein Anstieg um beachtliche 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Tatsächlich wird, wie das Statistische Bundesamt betont, das schmale Plus der Studienanfänger*innen insgesamt – 0,5 Prozent – „alleine von den ausländischen Erstimmatrikulierten getragen.“ Neu eingeschrieben haben sich 128.500 internationale Studierende. Das sind sogar mehr als vor der Pandemie, 2019 schrieben sich 125.400 Studierende aus dem Ausland erstmals ein.
Besonders beliebt seien dabei die ingenieurwissenschaftlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, wie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) mitteilen. Im vergangenen Wintersemester haben sich, so Prof. Monika Jungbauer-Gans (DZHW), „53 Prozent der internationalen Studierenden“ für ein Fach in diesem Bereich entschieden. Darüber hinaus sei die Zahl der internationalen Studierenden seit dem Wintersemester 2010/11 „um insgesamt 89 Prozent gewachsen.“ Die häufigsten Herkunftsländer seien China (40.000 Studierende), Indien (34.000) und Syrien (16.500). Die Entwicklungen der Zahlen deuten darauf hin, dass Indien China mittelfristig überholen wird.
Von allen internationalen Studierenden verbleibt gut ein Drittel langfristig in Deutschland: „Laut Ausländerzentralregister lebten nach fünf Jahren noch 48 % und nach zehn Jahren noch 38 % von ihnen weiterhin in Deutschland“, so Destatis. Die nach zehn Jahren zahlenmäßig größte Gruppe stellen die Chines*innen mit 29 Prozent oder 36.000 Personen. Die Gruppe mit der höchsten Bleibequote ist Russland, hier sind 47 Prozent der Studierenden nach zehn Jahren noch in Deutschland. Die Einbürgerungsquote nach zehn Jahren liegt bei 28 Prozent.
Die Zahl der deutschen Studienanfänger*innen ist dagegen in den vergangenen zwei Jahren gesunken: „Im Studienjahr 2022 lag sie mit 346.400 um 3 % unter dem Vorjahreswert (355.700) und um 11 % unter dem Wert aus 2020.“ Zu den Gründen zählt Destatis neben der Coronapandemie hauptsächlich die demographischen Entwicklungen. So sei die Altersgruppe der 17- bis 22-Jährigen, die den Großteil der Studienanfänger*innen stellt, zwischen 2019 und 2022 um 5 Prozent geschrumpft. Auch die Zahl der Studierenden insgesamt sei demographisch bedingt mit -0,7 Prozent leicht rückläufig.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_097_213.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/10/PD22_435_12.html
https://idw-online.de/de/news803356
15.03.2023