(ps) Osterhase ist ein Beruf mit Tradition: seit dem 17. Jahrhundert ist die Tätigkeit schriftlich verbürgt, reicht aber wohl noch weiter zurück in die Vergangenheit. Anfangs war auch die Berufstracht noch uneinheitlich: Der Hase kommt ursprünglich eher aus dem süddeutschen Raum, in Hessen dagegen trat der Fuchs auf, in Thüringen brachte der Storch die Eier, und in Holstein war es der Hahn. Osterhahn, Osterfuchs und Osterstorch wurden aber nach und nach vom Osterhasen verdrängt und spätestens im 19. Jahrhundert hat sich dieser dann auch deutschlandweit durchgesetzt.
Ausbildungsinhalte
Der Beruf bietet spannende und abwechslungsreiche Tätigkeiten, was sich auch in der 3-jährigen dualen Ausbildung niederschlägt. Im ersten Ausbildungsjahr steht zunächst die Flechtkunst auf dem Programm. Hier gilt es, robuste und nicht selten farbenfrohe Osterkörbe anzufertigen, aber auch Huckelkörbe, also Rückentragekörbe, in denen die Ostereier transportiert und sicher aufbewahrt werden. Im zweiten Ausbildungsjahr ist künstlerische Kreativität gefragt: nun geht es an die Ostereier. Zunächst aber erlernen die Auszubildenden, wie sie Hühnereier ausblasen können, ohne dabei die zarte Schale zu zerdrücken oder allzu rasch wegen Hyperventilation in Ohnmacht zu fallen.
Ferner werden traditionelle Färbemethoden erlernt, etwa mit Rotkohl, Kurkuma, Kamillenblüten, Brennesseln oder Zwiebelschalen. Im Weiteren stehen verschiedene Dekorationstechniken beispielsweise mit Wachs oder Zitronensaft auf dem Programm. Den Höhepunkt des Ausbildungsjahres bildet die Feinmalerei. Zum einen werden komplexe Muster angefertigt, zum anderen geht es um bildliche Malerei, etwa szenische Miniaturbilder vorzüglich von Osterhasen selbst, aber auch blühende Frühlingsblumen sind beliebte Motive – womit alles für das schöne Osterei vermittelt wird.
Auslandspraktikum gehört fest dazu
Das dritte Ausbildungsjahr glänzt mit einem besonderen Highlight: hier steht ein obligatorisches mehrwöchiges Praktikum im Ausland, genauer gesagt in Lappland beim Weihnachtsmann auf dem Programm! Beim Weihnachtsmann? Ja! Zwar gibt es über die Republik verteilt zahlreiche Osterhasen-Kammern (kurz: OHK), die sich um die hohe Qualität der Osterhasenausbildung im ganzen Land kümmern – zugleich gibt es aber auch etwa 14 Millionen Kinder, die alle beschenkt werden wollen. Trotz eines intensiven Sportprogramms mit Sprint (Feldhasen erreichen bis zu 80 km/h!), Hakenschlagen und Dauerlauf während der ganzen Ausbildung werden die Osterhasen zu Ostern also stark gefordert. Hier kommt der Weihnachtsmann ins Spiel: in Lappland lernen die Auszubildenden von ihm einige Grundtechniken der Allgegenwart, also der Fähigkeit, (annähernd) zeitgleich an zahlreichen Orten zu erscheinen. Dies ist vor allem für Osterhasen in dicht besiedelten Regionen sehr hilfreich.
Ebenfalls im dritten Ausbildungsjahr steht das Thema „Verstecken“ auf dem Lehrplan. Dabei geht es sowohl um das Verstecken von sich selbst vor den neugierigen Blicken der Menschen, v.a. der Kinder. Aber auch und insbesondere um das Verstecken der Ostereier. Hierfür konnten OHK und Berufsschulen die Sockenzwerge für eine Kooperation gewinnen, die bekanntlich die Könige des Versteckens sind – insbesondere einzelner Socken. Zwar lernen die Osterhasen nun Verstecken auf höchstem Niveau, die Kehrseite ist allerdings, dass manches Osterei erst im Sommer oder noch später gefunden wird.
Karrieremöglichkeiten
Mit der Ausbildung zum Osterhasen stehen Dir zahlreiche berufliche Chancen offen. Osterhasengesellen und -gesellinnen können nach der Ausbildung einen Meister machen und dürfen sich nach bestandener Prüfung bei der OHK dann Meister Lampe nennen. Damit steht ihnen auch der Weg in die Selbstständigkeit frei. Neben der Tätigkeit als Osterhasen finden viele Absolvent*innen auch Anstellung in einem der zahlreichen Betriebe rund um die Osterwelt: beliebt sind Schokoladenmanufakturen und -fabriken, in denen Ostereier und -hasen produziert werden. Aber auch in den Fachbereichen der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten sowie Fort- und Weiterbildungen, etwa in der Osterkorbflechterei oder der Malerei (hier vor allem in der österlichen Porzellanmalerei). Ebenfalls in den drei Osterpostämtern in Osterhausen (Sachsen-Anhalt), Ostereistedt (Niedersachsen) und Eibau in Sachsen können ausgebildete Osterhasen spannende Karrieren verfolgen.
Ebenso kann der Beruf international ausgeübt werden. Dann ist jedoch zuvor oft eine Umschulung zum Osterkaninchen notwendig – etwa im englischsprachigen Raum zum „Easter bunny“ oder bei unseren französischen Nachbarn zum „lapin de Pâques“. Die französische Osterbranche ist für Osterhasen bzw. Osterkaninchen noch sehr neu und bietet somit besonders interessante Karrierechancen. Bislang wurden dort hauptsächlich Schokoladeneier verteilt, und zwar aus der Luft von den Kirchenglocken bzw. den Osterglocken, die sich auf ihrem Rückflug aus Rom befanden, wo sie sich vom Papst segnen ließen. Eine Ausbildung also, die ein gänzlich anderes Tätigkeitsprofil aufweist.
Weitere Informationen und Quellen:
Arte: Karambolage – Osterkaninchen: www.youtube.com/watch
GeoLino: Ostereier natürlich färben: www.geo.de/geolino/basteln/zu-ostern-ostereier-natuerlich-faerben
GMX: Osterhase, Eier und Co.: Was steckt hinter den Ostersymbolen?: https://www.gmx.net/magazine/wissen/psychologie/osterhase-eier-co-steckt-ostersymbolen-31449086
26.03.2024