(ps) Ausbildungsberufe sind das Rückgrat der Wirtschaft – ohne sie stünde buchstäblich alles still. Doch trotz attraktiver Ausbildungsbedingungen und sehr guten Karrierechancen macht der Fachkräftemangel auch vor den Ausbildungen kein Halt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nun mitteilt, ist die Zahl der dualen Ausbildungsneuverträge im Jahr 2023 zwar um 2,1 Prozent gestiegen. Wird dieser Anstieg jedoch mit den abgeschlossen Ausbildungen gegengerechnet, kommt man auf lediglich auf ein Plus von 300 Personen bei der Gesamtzahl der Auszubildenden. Auch im langjährigen Vergleich steht es nicht gut um die Auszubildendenzahlen. Im Vergleich mit 2013 gibt es 2023 ganze 8 Prozent weniger Neuverträge.
Wer einen Ausbildungsplatz will, bekommt ihn
Im Jahr 2023 blieben laut Berufsbildungsbericht der Bundesregierung über 73.000 Ausbildungsstellen unbesetzt – ein Anstieg von 6,6 Prozent zum Vorjahr und bemerkenswerten 38,2 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Der Mangel erstreckt sich auf alle Ausbildungsbereiche, wenngleich es Unterschiede in der Popularität einzelner Sparten gibt. Insbesondere die sog. „Klimaberufe“, öfters auch als „grüne Berufe“ bezeichnet erfreuen sich noch einer stärker wachsenden Nachfrage. Hierunter fallen Ausbildungen, die auf die eine oder andere Weise Beiträge zur Bekämpfung des Klimawandels leisten, wie bspw. Solar-Dachdecker*innen, Kfz-Mechatroniker*innen für E-Autos oder Heizungsbauer*innen.
Beliebteste Ausbildungsberufe
Bei den Top 5 der beliebtesten Ausbildungsberufe haben sich kaum Veränderungen ergeben. Bei den Männern auf Platz 1 ist 2023 der Kfz-Mechatroniker, bei den Frauen die Kauffrau für Büromanagement. In der Gesamtstatistik schaffen es die Kaufleute für Büromanagement auf Platz 1, gefolgt von den Mechatroniker*innen auf Platz 2. Auf den Plätzen 3 bis 5 folgen Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer*innen und Fachinformatiker*innen. Wie Destatis mitteilt, entfallen „rund ein Fünftel (22 %) aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf diese fünf Berufe.“
Zuwachs bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit
Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, ist die Gruppe der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit besonders stark angewachsen. Hier stieg die Zahl der Neuverträge um 9 Prozent. „Damit wurden 13 % aller neuen Ausbildungsverträge im Jahr 2023 von Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit abgeschlossen. Die größten Zuwächse gab es bei Personen mit vietnamesischer (+1 900), marokkanischer (+1 000) und ukrainischer (+980) Staatsangehörigkeit“, so Destatis.
Weniger Frauen in Ausbildungen
Im langjährigen Vergleich zeigt sich zudem ein weiterer Trend: Die Zahl der Neuverträge bei den Frauen ist um 4 Prozent gesunken. 2013 waren 40 Prozent der Neu-Azubis Frauen und 60 Prozent Männer. 2023 waren dagegen 36 Prozent Frauen und 64 Prozent Männer.
Steigende Ausbildungsvergütung
Wer sich für eine Ausbildung entschieden hat, kann sich über steigende Ausbildungsvergütungen freuen: 2013 lag die durchschnittliche Ausbildungsvergütung bei 761 Euro im Monat. 2023 gab es monatlich im Durchschnitt 935 Euro – eine Erhöhung um knapp 23 Prozent binnen zehn Jahren. Mit 1.000 Euro monatlich und mehr waren Ausbildungen im Öffentlichen Dienst, im Bereich Hauswirtschaft, sowie in Industrie und Handel besonders gut vergütet.
Quellen:
Statistisches Bundesamt: PM Nr. 328 vom 29. August 2024: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/08/PD24_328_212.html
Handelsblatt: Immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt: www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/fachkraeftemangel-immer-mehr-ausbildungsstellen-bleiben-unbesetzt/100037277.html
Bundesinstitut für Berufsbildung: Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2013 erneut deutlich gestiegen: www.bibb.de/de/4892.php
30.08.2024