(ps) Die Nutzung von Strom ist eine der folgenreichsten Erfindungen der Menschheit – die ganze moderne Zivilisation baut darauf auf. Das fing an mit der Erfindung der Glühbirne, welche die Zimmer und die Nacht erhellt hat und hört nicht auf mit Computern, Internet & Co. – nichts davon auch nur vorstellbar ohne Strom. Er ist heute überall – doch während der Strom sich im Alltag diskret hinter der Steckdose oder im Akku verbirgt, ist für sein Dasein eine gigantische Infrastruktur vonnöten. Und damit auch ein vielfältiges Berufsfeld, das spannende Karrierechancen bietet.
Vom Elektriker zum Elektroniker
Digitalisierung und Industrie 4.0 sind für die Elektrobranche nicht nur Worte, sie gehören zu den treibenden Kräften – der „Innovationsmotor der Industrie“, wie das Bundeswirtschaftsministerium schreibt. Dies zeigt sich auch bei den Ausbildungen, die alle auf dem neuesten Stand sind. Erst 2018 gab es eine Aktualisierung, mit der weitreichende Anpassungen an die digitalisierte Welt vorgenommen wurden. Bereits seit 2003 hat der/die Elektroniker*in den alten Ausbildungsberuf „Elektriker*in“ abgelöst. Zwar hält sich die Bezeichnung standhaft, aber wer heute Elektriker*in werden möchte, muss eine Ausbildung zum/zur „Elektroniker*in für Gebäude- und Infrastruktursysteme“ machen. Auch allgemein hat die Elektronik als Stichwort die Branche übernommen. Darin spiegeln sich die neuen Anforderungen in digitalen Zeiten und der Anforderungswandel: In der Industrie wie im Privaten werden immer mehr Dinge digital, vom „smart home“ bis zur Automatisierung von Industrieanlagen. Um das umzusetzen, werden Fachkräfte gebraucht.
Vielfältige Einsatzbereiche
Elektroniker*innen finden in fast allen Bereichen der Wirtschaft Einsatzmöglichkeiten. Und so gibt es auch viele unterschiedliche Spezialisierungen: Neben den Gebäude- und Infrastruktursystemen gibt es beispielsweise Elektroniker*innen für Automatisierungstechnik, die in Industrieanlagen einrichten, oder für Fluggeräteelektronik: Hier geht es los bei Flugzeugelektronik – zivil und militärisch –, bis hin zur Elektrik von Raketen und Satelliten. Geräte und Systeme brauchen Elektroniker*innen, Veranstaltungstechnik und einiges mehr. Zudem gibt es noch eine Reihe spezialisierter Berufe wie Technische Systemplaner*innen, die praktisch ausgerichteten Elektroanlagenmonteur*innen, oder die Mikrotechnolog*innen – die Leute fürs Feine. Hier lohnt sich die Recherche und am besten der Besuch auf einer Fachmesse, denn es gibt Vieles zu entdecken.
Dominik Löwen, Azubi bei Wago, berichtet: „Als Elektroniker für Geräte und Systeme beschäftigen wir uns mit dem Löten von Platinen und Messungen mit dem Oszilloskop und Multimetern. Eine weitere Aufgabe besteht darin, verschiedene Schaltungen zu analysieren. Dafür lernen wir Bauteile wie Widerstände, Spulen und Kondensatoren kennen.“ Tom Chytrek, der dort Elektroniker für Betriebstechnik wird, freut sich über die Vielseitigkeit: „Meine Tätigkeiten sind weit gefächert und von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich.“ Besonders interessant war für ihn „der Einsatz im Messebau, denn hier konnte ich mit den neusten Komponenten einen Schaltschrank zur Stromüberwachung bauen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Ausbildung sehr vielseitig und spannend ist.“ So wie Tom und Dominik sehen das auch tausende weitere Azubis: Die Elektroniker*innen-Ausbildung steht auf Platz 8 der beliebtesten Ausbildungsberufe Deutschlands – unter den männlichen Azubis sogar auf Platz 3.
Industrie oder Handwerk?
Elektrotechnische Berufe können im Handwerk und in der Industrie erlernt werden. Herzstück in beiden Bereichen sind die oben vorgestellten Elektroniker*innen. Wie erwähnt gibt es jedoch eine Reihe von weiteren spezialisierten Ausbildungen in der Branche. Im sogenannten E-Handwerk sind die Träger meist mittelständische Unternehmen und die Berufe sind praktischer ausgerichtet. 2022 haben über 15.000 Azubis ihre Ausbildung angefangen – Tendenz steigend. Insgesamt ist der industrielle Sektor größer und bietet auch Chancen in Bereichen wie Prüfung und Entwicklung, aber auch bei industriespezifischen Aufgaben wie der Starkstromelektrik und -montage oder bei industriellen IT-Systemen. Dies ist letztlich eine Frage der eigenen Interessen und Vorlieben. In beiden Bereichen sind die Zukunftsaussichten für die eigene Karriere sehr gut.
Ausbildungsrahmen
Ausbildungen in der Elektrobranche sind fast immer duale Ausbildungen, die im Regelfall 3,5 Jahre dauern. Die Ausbildungsvergütung unterscheidet sich je nach Bereich (Industrie oder Handwerk) und spezifischer Ausbildung, ist aber im Allgemeinen gut und geht im ersten Ausbildungsjahr bei um die 800 Euro los. Ein spezieller Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Zu den allgemeinen Anforderungen zählen Fähigkeiten in Mathematik und den Naturwissenschaften, sowie in Technik und Werken. Neben den zahlreichen Spezialisierungen während der Ausbildung bietet die Branche vielfältige Möglichkeiten bei Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen.
Weitere Informationen:
Eine umfassende Liste aller Ausbildungen im Bereich der Elektrotechnik wurde auf Wikipedia zusammengestellt, die für einen ersten Überblick sehr hilfreich ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ausbildungsberufe_in_der_Elektrotechnik
Einen Überblick über die gängigen Elektoniker*innen-Ausbildungen hat die IHK München zusammengestellt:
https://www.ihk-muenchen.de/de/Aus-und-Weiterbildung/Ausbildung/Ausbildungsberufe/Technische-Berufe/Elektroberufe/
Viele Ausbildungsbetriebe und Praktikumsplätze findest Du über unsere Suchbörse: https://www.erfolg-im-beruf.de/suchboerse
Quellen:
https://www.wago.com/de/ausbildung-studium/education-interviews/interview-elektroniker
https://www.bibb.de/de/141009.php
https://kps-gruppe.de/berufsbilder/berufsbild-elektroniker/
https://elektriker-in.de/berufsbild.html
https://www.handwerksblatt.de/bildung/e-handwerke-plus-bei-neuvertraegen-und-weiblichen-azubis
07.06.2023